Wald 2022: Grüne Lunge oder Mondlandschaft?
Seite 3: Begleiteffekte
Die Milliarden Käfer, die in diesen Tagen wieder ausschwärmen, suchen sich deswegen verstärkt auch Kiefern und Lärchen als Brutstätten aus. Baumarten, in denen die Bruten allerdings nicht so erfolgreich sein werden. Die gute Nachricht: Der Borkenkäfer ist auf dem Rückzug, zumindest gilt das für die hiesigen (in dem Fall: oberbergischen) Wälder; die schlechte Nachricht ist ihr zerstörerisches Werk – eine bleibende Kalamität, fürs Auge kilometerweit sichtbar.
Die Schäden zeitigen andere Begleiteffekte. Der Wald wird sturmanfälliger, Waldtieren geht Lebensraum verloren und die Waldbrandgefahr wächst.
Baumbestände, die früher windgeschützt mitten im Wald standen, stehen nun frei und sind dem Wind viel mehr ausgesetzt. Jetzt fallen Fichten schon bei kleinen Stürmen.
Kay Boenig, Ltr. Regionalforstamt Bergisches Land
Bei den starken Februarstürmen wurden auch viele Lärchen, Buchen und sogar Eichen entwurzelt. Auffällig: Die Douglasien hielten den Sturmböen gut stand, weil sie fester im Boden verwurzelt sind.
Da sich die Fichte weitestgehend aus NRW verabschiedet, sieht sich die holzverarbeitende Industrie gezwungen, sich auf die Verarbeitung noch vorhandener Baumarten einzustellen. Neben den wirtschaftlichen Folgen für Waldbesitzer betont der NABU Nordrhein-Westfalen die Auswirkungen auf die Gemeinwohlleistungen des Waldes:
Mit jedem verdorrten Baum, der nun gefällt wird und überwiegend in der Verbrennung landet, verschwindet auch ein natürlicher CO2-Speicher, was in der derzeitigen Situation besonders dramatisch wirkt. Darüber hinaus erfüllen Wälder weitere wichtige Ökosystemleistungen: Sie filtern Wasser, speichern Wasser im Boden, bilden neuen Sauerstoff, bieten Erholungsraum für die Menschen und sind Lebensraum für zahlreiche Tiere, Pflanzen und Pilze.
Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen
Wald ist Klimaschützer!
Ein Hektar Wald bindet jährlich durchschnittlich 8 Tonnen CO2. In Deutschland entspricht das dem jährlichen CO2-Ausstoß pro Kopf.
Verantwortlich für den positiven Klimaschutzbeitrag des Holzes ist der pflanzliche Stoffwechsel der Bäume einschließlich der sogenannten Photosynthese.
Wie alle Pflanzen entziehen auch die Bäume des Waldes in ihrer Wachstumsphase der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid (CO2). Sie setzen es mithilfe von Sonnenlicht und Wasser in Biomasse um. Das Gute daran: Der Kohlenstoff (C) bleibt durch diesen Mechanismus in den Bäumen und Pflanzen gespeichert – und zwar solange, bis sie selbst verrotten.
Bei Bäumen bleibt das CO2 in Form von Kohlenstoff (C) in den Holzzellen ein ganzes Baumleben lang eingelagert. Der Atmosphäre wird demnach für einen langen Zeitraum CO2 entzogen, der Treibhauseffekt wird damit stark verringert. Übrig bleibt der Sauerstoff (O2), der von den Bäumen an die Atmosphäre wieder abgegeben wird. Die Bäume entnehmen der Atmosphäre also einerseits Kohlenstoffdioxid, andererseits produzieren sie den lebenswichtigen Sauerstoff.