Warum Deutsche, aber keine Bundeswehrsoldaten im Donbass kämpfen

Der britische Challenger-Panzer im Einsatz für die ukrainischen Streitkräfte. Bild: Screenshot Video / armyinform

Russische Medien berichten über Bundeswehrsoldaten in ukrainischen Frontpanzern. Das lässt sich leicht entkräften. Aber es erinnert an ein anderes Thema, das kaum Beachtung findet.

Eine Meldung der regierungsnahen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti über angebliche Bundeswehrsoldaten in Leopard-Panzern im Donbass brachte das Thema "kämpfende Deutsche im Ukrainekrieg" nach langer Zeit wieder in den Fokus der Medien. Die Geschichte wurde auch vom RT-Redakteur Gert Ewen Ungar in den deutschen sozialen Netzwerken wie eine Tatsache engagiert verbreitet.

Dünne Quelle und einfache Erklärung

Die meisten "Faktenchecker" westlicher Medien begründeten ihre Ablehnung dieser Story mit der Meinung, "RIA Novosti ist bekannt dafür, kremlfreundliche Falschmeldungen zu verbreiten" (O-Ton Sophia Khatsenkova, Euronews). Aber zu dem Angriff auf die Glaubwürdigkeit oder einem von der Deutschen Welle eingeholten offiziellen Dementi des Deutschen Verteidigungsministeriums hätte man gar nicht greifen müssen. Denn auch ohne diese Umstände steht die Vertrauenswürdigkeit der Meldung stark infrage.

Sie beruht nur auf einer einzelnen, namentlich nur mit Decknamen genannten Quelle aus der russischen Armee, die jede Nachprüfung ausschließt. Hier fragt sich, warum man das im Informationskrieg bei angeblich guter Indizienlage vonseiten der Kreml-Medien nicht besser aufbereitet hat.

Das Geschehen ist zudem abseits einer Bundeswehr-Beteiligung einfach erklärbar, selbst wenn man davon ausgeht, dass im Panzer Deutsche gesessen haben. Es ist ja durch zahlreiche Medienberichte bezeugt, dass deutsche Staatsbürger auf beiden Seiten der Front im Ukrainekrieg als Söldner kämpfen.

Die Kämpfer auf ukrainischer Seite werden als Betroffene Presseberichte kennen, wonach in russischen Einheiten 10.000 Euro Kopfprämie für tote ausländische Söldner der Ukrainer bezahlt werden. Und so ist es nachvollziehbar, wenn der Soldat im getroffenen Panzer versucht, sein Leben zu retten, indem er sich als regulärer Kombattant im Staatsauftrag statt als Söldner darstellt. Es könnte sein Leben retten, wenn man ihm glaubt.

Es ist auf jeden Fall wahrscheinlicher, als dass sich unter Umgehung der Zustimmungspflicht des Bundestags Bundeswehrsoldaten im Kampfeinsatz im Donbass aufhalten. Würde ein solcher Umstand wirklich zweifelsfrei aufgedeckt, wäre das ein herber Schlag für die Berliner Befürworter einer möglichst großen aktiven Waffenhilfe für Kiew. Denn selbst der Anhang der entsprechenden Parteien würde einen solchen Einsatz nicht gutheißen.

Dass es sich bei deutschen Söldnern durchaus um frühere Bundeswehrsoldaten handeln kann, ist immer wieder Gegenstand von Berichten russischer und deutscher Medien. Gerade in der Region Saporischija, in der auch der deutsch besetzte Panzer laut RIA gefahren sein soll, sind zweifelsfrei Deutsche in der Kampfzone.

In den Reihen der Russen wird vor allem von zurückgekehrten Spätaussiedlern berichtet, die für die Invasionsarmee kämpfen. Währenddessen tauchen auf ukrainischer Seite in Presseberichten vermehrt einheimische Deutsche auf.