Warum es jetzt zu spät sein könnte, eine Wohnung zu kaufen

Ein Kran und ein Gebäude im Bau vor einem blauen Himmel Hintergrund.

(Bild: ANATOLY Foto / Shutterstock.com)

Nach zwei Jahren Krise ziehen die Immobilienpreise in Deutschland wieder an. Ein Grund sind sinkende Zinsen, die Kaufwillige locken. Doch wird der Trend anhalten?

Wer derzeit ein Haus kaufen will, muss wohl in den sauren Apfel beißen: Nach gut zwei Jahren Krise am Immobilienmarkt ziehen die Preise wieder an. Das hat das Portal immowelt in seinem neuen Preiskompass für neun von 15 deutschen Großstädten ermittelt.

Immobilienpreise steigen nach Krisenjahren wieder an

Demnach sind die Angebotspreise für Bestandswohnungen im zweiten Quartal 2024 im bundesweiten Durchschnitt um 0,3 Prozent gestiegen. Damit liegt das aktuelle Preisniveau wieder leicht über dem Vorjahresniveau.

"Wir sehen, dass sich der Markt für Kaufimmobilien nach 2 Jahren Krisenmodus seit Anfang dieses Jahres merklich erholt", sagt immowelt-Geschäftsführer Piet Derriks. Ein Grund für den Anstieg ist das gesunkene Zinsniveau. Zudem sendete die Europäische Zentralbank zuletzt positive Signale und stellte weitere Zinssenkungen in Aussicht.

Das hat auch dazu geführt, dass viele Menschen jetzt klarer wissen, was sie sich leisten können. Deshalb sei die Nachfrage nach allen Arten von Wohnimmobilien wieder deutlich gestiegen, sagte etwa Silke Peschmann, Vertriebsleiterin des Immobilienmaklers Engel & Völkers in Köln, gegenüber Bloomberg. Steigende Preise seien die Folge.

Aufwärtstrend in Großstädten besonders deutlich

Vor allem in den Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern zeigt sich der Aufwärtstrend. In neun der 15 untersuchten Städte sind die Preise gestiegen, allen voran in München und Hamburg. Auch in Köln erholt sich der Markt weiter. Eine Ausnahme bildet Berlin, wo die Preise weiterhin leicht rückläufig sind.

Im Ruhrgebiet sind dagegen in allen untersuchten Großstädten wieder Preisrückgänge zu verzeichnen, nachdem die Preise zu Jahresbeginn noch flächendeckend gestiegen waren. Die Schwankungen deuten auf weiterhin volatile Märkte hin.

Nachfrage statt Spekulation: Neuer Preistreiber am Immobilienmarkt

Bloomberg glaubt, einen wichtigen Wandel auf dem Immobilienmarkt erkannt zu haben. Während der Nullzinspolitik der EZB waren es vor allem Investoren und Spekulanten auf der Suche nach Rendite, die die Preise in die Höhe trieben. Das aktuelle Marktgeschehen basiere aber auf Angebot und Nachfrage, und diese Dynamik treibe die Preise nach oben.

Mit anderen Worten: Immer mehr Menschen zieht es in die Städte und der Wohnungsneubau hinkt der Nachfrage hinterher. Dieses Problem könnte sich verfestigen, wenn die Politik nicht mehr Investitionen in den Wohnungsbau fördert.

Stimmung im Wohnungsbau verbessert, aber noch pessimistisch

Das Münchner ifo-Institut stellte im Juni fest, dass sich die Stimmung im Wohnungsbau zwar verbessert habe, aber immer noch von Pessimismus geprägt sei. Mehr als die Hälfte der befragten Bauunternehmen klagte nach wie vor über Auftragsmangel und hohe Stornoquoten.

Ungleiche Entwicklung der Immobilienpreise erwartet

Experten gehen davon aus, dass sich die Immobilienpreise in Zukunft bundesweit sehr unterschiedlich entwickeln werden. Nach einer Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wird die Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2045 auf 85,5 Millionen Menschen anwachsen. Davon profitieren vorwiegend Großstädte und ihr Umland sowie viele ländliche Regionen in Bayern und Baden-Württemberg.

In strukturschwachen Gebieten, primär in Ostdeutschland, wird die Bevölkerung dagegen weiter schrumpfen. Einige Regionen könnten mehr als 20 Prozent ihrer Einwohner verlieren. Auch westdeutsche Regionen werden voraussichtlich vom Bevölkerungsrückgang betroffen sein.

Langfristig könnten daher die Immobilienpreise in den Großstädten weiter steigen. In den schrumpfenden Regionen werden dagegen die Leerstände zunehmen und die Preise deutlich sinken.

Großstädte: Beliebte Lagen im Aufwind, weniger gefragte Lagen mit Schwierigkeiten

Einen Vorgeschmack auf die ungleiche Entwicklung gibt es bereits heute in den Großstädten: In Köln wurden bis vor Kurzem in begehrten Lagen Rabatte von bis zu 57.000 Euro auf Neubauwohnungen gewährt, um die Nachfrage anzukurbeln. Doch mit diesen Sonderangeboten ist es vorbei.

"Der Verkauf von Wohnungen in guten Lagen an Selbstnutzer ist derzeit wirtschaftlich am sinnvollsten", sagt Anett Barsch vom Immobilienentwickler Swiss Life AM laut Bloomberg. Weniger gefragte Lagen haben es dagegen weiterhin schwer. Es besteht die Gefahr, dass sich die Schere zwischen beliebten und weniger attraktiven Regionen weiter öffnet.