Warum wir ein Bündnis für eine terrestrische Zukunft brauchen
Seite 2: Welche Folgen hatte die Lockdown-Politik?
Denn die Lockdown-Politik hat Angst, Armut, Stress, Hunger und Krankheit erzeugt und damit nicht nur in die freie Entfaltung der Persönlichkeit, sondern auch in das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie die Würde des Menschen eingegriffen. Und somit führt die von Unterstützern der Grundrechtseinschränkungen hochgehaltene deontologische Ethik, derzufolge man keine Menschenleben miteinander verrechnen darf, ebenfalls in die Irre.
Denn indem aus der Lockdown-Politik resultierende, erst in fernerer Zukunft eintretende mögliche vorzeitige Tode niedriger gewichtet wurden als die Vermeidung von Infektionen von älteren Menschen und die damit möglicherweise erzielte Vermeidung in näherer Zukunft eintretender vorzeitiger Tode, wurden Menschenleben miteinander verrechnet. Und auch wenn wir dies in der Theorie des kantischen Ideals nicht dürfen, tun wir dies in der Praxis des Lebens ständig: Politik ist nichts anderes als die kontinuierliche Verrechnung von Lebenschancen.
So werden etwa in der Praxis der gegenwärtigen europäischen Wirtschafts-, Steuer- und Handelspolitik die Lebenschancen junger und künftiger Generationen vielfach niedriger gewichtet als die Lebenschancen heutiger und älterer Menschen.
Und damit näheren wir uns dem Kern des Arguments. Denn die Frage, die sich hier stellt und von einer kritischen Öffentlichkeit hätte gestellt werden müssen, lautet: Warum unternehmen wir bei durch Unterernährung, verunreinigtes Trinkwasser, Luftverschmutzung, Kriege oder die Folgen des Klimawandels erzeugten vorzeitigen Todesfällen nicht mindestens ebenso viel, um sie zu verhindern, obwohl genannte und sonstige Krankheits- und Todesursachen in der Summe weitaus mehr Leid, Kranke und Tote fordern – und ohne radikalen Wandel vor allem noch fordern werden – als Covid-19?
Würde diese Frage gestellt werden, würde die doppelte Unverhältnismäßigkeit der gegen Covid-19 getroffenen Maßnahmen noch frappierender zu Tage treten. Und diese wiegt umso schwerer, als dass es einen entscheidenden Unterschied gibt: Denn während akzeptiert werden müsste, dass es trotz aller moderner Weltaneignungs- und Kontrolltechniken nach wie vor Geschehnisse und Zusammenhänge gibt, über die wir nicht vollständig verfügen können und es schlicht Krankheiten gibt, die wir (zumindest noch) nicht vollständig beseitigen können, befinden wir uns bei genannten anderen Ursachen für Krankheit und Tod nicht in einem ethischen Dilemma, sondern wäre es möglich, die Kranken und Toten infolge von Unterernährung, verunreinigtem Trinkwasser, Luftverschmutzung, Kriegen oder den Folgen des Klimawandels zu verhindern, ohne Grundrechte auszusetzen und Menschen zu schädigen.
Im Gegenteil: Die Bekämpfung dieses Leids und Sterbens wäre erst eine Ermöglichung von Grundrechten, die wir mit unserem Handeln und Nichthandeln einschränken. Im Gegensatz zu Covid-19 – die Laborhypothese und die möglicherweise durch menschengemachte Zerstörung von Ökosystemen begünstigte Zoonose von Sars-CoV-2 ausgeklammert – sind diese Todesursachen keine Naturgewalt, sondern gründen auf menschengemachten Verhältnissen und sind deshalb veränderbar.