Was hat die Bundeswehr in Afghanistan bewirkt?
Seite 2: 20 Jahre "Nation Building" Marke Westen: Es wächst nur der Schlafmohn
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Denn eine funktionierende Wirtschaft entstand nicht. Afghanistan zählt noch immer zu den ärmsten Staaten der Welt. Offiziell sind 25 Prozent arbeitslos, die Dunkelziffer dürfte höher sein. Eines von zehn Neugeborenen stirbt, die höchste Quote auf dem Globus.
Die Lebenserwartung liegt im Durchschnitt bei nur 53 Jahren, so niedrig wie nirgends sonst (vgl. Max Hägler: Bodenschätze und Armut, in: Süddeutsche Zeitung, 18. August 2021). Ein Wirtschaftszweig immerhin wuchs in der Zeit der westlichen Besatzung – der Anbau von Schlafmohn.
Die Ernte des Rohmaterials für Opium und Heroin erreichte Rekordstände. "Nach Schätzung des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung betrug die Jahresproduktion (2017) rund 9.000 Tonnen, das sind etwa 85 Prozent der Weltproduktion. Die Anbaufläche stieg um 63 Prozent auf 328.000 Hektar." (Fischer Weltalmanach 2019, S.30).
Wer also seinen Lebensunterhalt auf halbwegs solider Basis sichern wollte, musste entweder im Drogengeschäft sein oder sich mit den vom Westen installierten Amtsträgern gut stellen beziehungsweise noch besser selber einer sein – Einfallstor für florierende Korruption.
Der größere Rest des Volkes verblieb in bitterer Armut – und hatte keinen positiven Grund, auf die vom Westen ausgehaltenen Machthaber in der Hauptstadt zu setzen, geschweige sie gegen die Talilban zu verteidigen.
Die Deutschen hielten sich dessen ungeachtet von Anfang bis Ende an zugute, "zivile" Aufgaben zu erfüllen, den Einsatz nicht nur aufs Militärische zu konzentrieren. So machte man aus der Schwäche eine Stärke, distanzierte sich en passant von den US-Amerikanern, die, so der Vorwurf, an den nötigen Aufbau "demokratischer Strukturen" keine Minute dächten.
Jedoch die Deutschen, die zerstörten nicht, sondern bauten auf – und wurden dafür angeblich von der Bevölkerung ja so geliebt! Dass diese Tour nur gehen konnte, weil die US-Streitkräfte dies mit ihren täglichen tödlichen Angriffen auf Stellungen von Taliban und verdächtigen Hochzeits-Gesellschaften ermöglichten?
Interessierte hierzulande keinen wichtigen Politiker. Lieber inszenierte man die deutsche Mitbesetzung Afghanistans als Friedensmission. Diese Trittbrettfahrerei kam verständlicherweise beim Bündnispartner USA nicht besonders gut an.
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