Was will Trump?

Jobs durch eine Mauer zu Mexiko, Jobs durch hohe Importzölle - und Sarah Palin

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Vor zwei Monaten rechneten US-Medien damit, dass kurz vor der ersten Fernsehdebatte Jeb Bush, Scott Walker oder Rand Paul die Umfragen zu den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern anführen würde. Mit Donald Trump rechnete niemand (außer den Autoren der Simpsons). Nun liegt er deutlich vorne - und die Sender, Zeitungen und Portale fragen sich: Was will er eigentlich - politisch?

Trump verspricht vor allem eines: Jobs. Die will er auf verschiedene Weisen schaffen. Die bekannteste Maßnahme, die er propagiert, ist die Mauer an der Grenze zu Mexiko, die nicht nur Kriminelle davon abhalten soll, diese zu überschreiten, sondern auch illegale Einwanderer, die Amerikanern Trumps Worten nach "die Arbeitsplätze wegnehmen".

Die aktuellen US-Grenzbefestigungen zu Mexiko sind - wie hier in Arizona - kein unüberwindbares Hindernis. Foto: Matthew Tyson, U.S. Navy

Das machen sie seiner Ansicht nach aber nicht nur in den USA, sondern auch in ihrer Heimat, wo US-Firmen seit dem NAFTA-Abkommen in großem Maßstab Fertigungsanlagen errichtet haben, in denen sie deutlich niedrigere Löhne bezahlen als nördlich des Rio Grande. Deshalb will Trump in Mexiko gefertigte Waren US-amerikanischer Firmen mit hohen Einfuhrzöllen belegen. In seiner Bewerbungsrede nannte er als Beispiel 35 Prozent Zoll auf Ford-Automobile. Auch Waren aus Asien will Trump mittels hoher Zölle verteuern, damit Unternehmen einen Anreiz haben, sie auf US-Boden zu produzieren. Freihandelsabkommen, die das verhindern, will der Milliardär als US-Präsident neu aushandeln.

Anders als Marco Rubio oder Ted Cruz möchte Trump den Mindestlohn in Höhe von derzeit 7,25 Dollar nicht abschaffen - er will ihn aber auch nicht auf 10,10 Dollar erhöhen, was der derzeitige Präsident Barack Obama propagiert. Abschaffen will Trump (wie die meisten Republikaner) Obamas Krankenversicherungspaket. Stattdessen verspricht er armen Amerikanern eine andere Gesundheitsfürsorge, über die er noch nichts Konkretes sagt.

Zum Thema Steuern nahm Trump in der Vergangenheit recht unterschiedliche Positionen ein: 1999 propagierte er die Abschaffung der Staatsschulden durch eine einmalige Vermögensabgabe in Höhe von 14,25 Prozent, die von Amerikanern mit einem Jahreseinkommen über 10 Millionen Doller erhoben werden sollte. Zwölf Jahre später wollte er Grund- und Unternehmenssteuern abschaffen und die Einkommenssteuer von 40 auf 15 Prozent senken.

Welchen Personen welche Aufgaben in einer Trump-Administration übernehmen würden, ist bislang offen. Mit einer Ausnahme: Der ehemaligen Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin (die in der Republikanischen Partei eine Außenseiterrolle spielt, aber immer noch über eine große Anhängerschaft verfügt), bot er am Dienstag in einer Radiosendung einen Job an. Welchen genau, sagte Trump allerdings nicht, weshalb von der Vizepräsidentschaft bis zum Kaffeekochen oder erbaulichem Flötespielen im Hintergrund alles drin ist.

Deutlich präsenter als Trumps politische Pläne sind in US-Medien aber weiterhin "weiche" Meldungen über ihn: Die letzten Tage dominierte vor allem ein 1993 von seiner Ex-Ehefrau Ivanka getätigter Gefühlsvergleich eines Geschlechtsverkehrs mit Trump mit einer Vergewaltigung, den man wegen seiner Äußerung über mexikanische Vergewaltiger ausgegraben hatte. Als ein Rechtsanwalt, der in der Vergangenheit für Trump gesprochen hatte, in offenbarer Unkenntnis der New Yorker Rechtslage meinte, in einer Ehe könne es keine Vergewaltigung geben, distanzierte sich Trump öffentlich von ihm und meinte, der Mann spreche nur für sich selbst. Mittlerweile hat sich auch die Ex-Ehefrau wieder geäußert und ihren Ex-Ehemann in Vierteljahrhundert nach dem Rosenkrieg in Schutz genommen.

Neuester Aufreger ist die Erzählung einer Anwältin, die sich darüber beschwert, dass Trump mit der Bemerkung "Abscheulich!" den Raum verließ, als sie während Verhandlungen über einen Schadensersatzprozess Milch aus ihrer Brust pumpte. Trump meinte dazu, die Juristin habe das seiner Ansicht nach nur gemacht, um ihn und sein Team aus dem Konzept zu bringen, weil ihr keine Argumente mehr einfielen. Den Prozess habe er trotzdem gewonnen und sogar seine eigenen Anwaltskosten erstattet bekommen.

Fragt man nicht nur republikanische Vorwähler, sondern Amerikaner allgemein, dann erzielt Trump einer Umfrage der Quinnipac University nach die schlechtesten Beliebtheitswerte. Ein überraschenderes Ergebnis dieser Studie ist, dass Hillary Clinton fast genauso unbeliebt ist wie Trump und in den drei wichtigen Swing States Colorado, Iowa und Virginia klar gegen die republikanischen Kandidaten Marco Rubio, Jeb Bush und Scott Walker verlieren würde.

Noch überraschender ist, dass der unabhängige Senator Bernie Sanders, der bei den Vorwahlen der Demokraten gegen sie antritt und im Finanzsektor aufräumen will, in Colorado und Iowa gegen Bush besser abschneiden würde als die 2004 von Trump gelobte Ex-Außenministerin.

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