Wasserstoff-Flaute zwingt RWE zum Aktienrückkauf

Lieferung von Elektrolysestacks Lingen 2023

Lieferung von Elektrolysestacks Lingen 2023

(Bild: Helmut Kramer / RWE AG)

Der Energieriese kauft Aktien für 1,5 Milliarden Euro zurück. Denn die Aussichten für Wasserstoff und US-Windkraft haben sich drastisch verschlechtert.

Deutschlands größter Energieversorger RWE will eigene Aktien im Wert von bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückkaufen. Wie das Unternehmen am späten Dienstag mitteilte, soll der Rückkauf im vierten Quartal beginnen und 18 Monate dauern.

Politische Risiken trüben Investitionsaussichten

RWE begründete den Schritt mit den schlechten Aussichten für Wasserstoff in Europa und Offshore-Windenergie in den USA nach der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Trump gilt als ausgesprochener Kritiker der Offshore-Windenergie.

"Nach dem Wahlausgang in den USA sind die Risiken für Offshore-Windprojekte größer geworden", erklärte RWE in einer Mitteilung. Auch die Einführung von Wasserstoff in Europa komme nicht so schnell voran, wie erwartet. "Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen angekündigt, Aktien der RWE Aktiengesellschaft im Gesamtvolumen von bis zu 1,5 Mrd. € zu erwerben", hieß es weiter.

RWE warnte, dass sich ein geplantes Offshore-Windprojekt vor der US-Ostküste "wegen ausstehender Genehmigungen zeitlich verschieben könnte". Auch der Ausbau der Wasserstoffproduktion in Europa verlaufe nicht wie geplant, was den Aufbau von Elektrolyseur-Kapazitäten verzögern könnte. Ähnliche Bedenken hatte in der Vorwoche bereits der Konkurrent Uniper geäußert.

Investoren drängen auf Überprüfung der Kapitalallokation

Mit dem Aktienrückkauf reagiert RWE auch auf den wachsenden Druck von Investoren, die Kapitalallokation angesichts schwieriger Renditen für Erneuerbare-Energien-Projekte zu überprüfen. "Beim Einsatz unserer Finanzmittel legen wir strenge Renditekriterien zugrunde und überprüfen unsere Kapitalallokation regelmäßig", betonte RWE-Chef Markus Krebber.

Noch im September hatte Krebber erklärt, dass das Unternehmen dem Ausbau sauberer Energieerzeugung Priorität einräume, um die durch Künstliche Intelligenz ausgelöste Nachfragesteigerung in den USA und Europa zu decken. Dennoch hatte die RWE-Aktie im bisherigen Jahresverlauf bereits 27 Prozent an Wert verloren.

Leicht verbesserter Ausblick für 2024

Trotz der Risiken bekräftigte RWE seine Pläne, bis 2030 weltweit 55 Milliarden Euro in grüne Energien zu investieren. Auch der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr fiel etwas optimistischer aus.

Der Konzern geht nun davon aus, beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) die Mitte des Zielkorridors von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro zu erreichen. Zuvor war man vom unteren Ende der Spanne ausgegangen.

Analysten werteten die Ankündigung des Aktienrückkaufs als positives Signal. "Wir sehen den Rückkauf und die Bereitschaft von RWE, den Kurs angesichts der sich verändernden Marktdynamik zu ändern, als ein wichtiges positives Ereignis für die Aktie", hieß es laut Reuters in einer Mitteilung des Finanzdienstleisters Jefferies.