Weißer Nationalist fliegt aus Weißem Haus

Seite 4: Demokratische Amnesie

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Bei allem Druck, der nun auf Trump nun ausgeübt wird, sind die liberalen Kräfte in den USA zu keiner kritischen Selbstreflexion fähig. Der Anteil insbesondere des demokratischen Establishments an der Wahl einer Monstrosität wie Trump wird nicht thematisiert - wie auch die sozioökonomischen Faktoren, die zu diesem Desaster geführt haben.

Der Kern der Anhängerschaft Trumps, der durch die populistische Wahlkampfstrategie Bannons gewonnen wurde (Amerika "Großmachen" durch Massenabschiebungen, Protektionismus und Reindustrialisierung auf Kosten des Auslands), hält weiterhin zu seinem nationalistischen Präsidenten, wie CNN im Rahmen einer Reportage in Kentucky auslotete. Hier dominierten Wirtschaftssorgen und die Hoffnung auf die versprochenen Jobs die Stimmung: "Wenn sie die Menschen zurück in Arbeit bringen, wird das alleine viele Probleme lösen", erklärte ein Trump-Anhänger gegenüber dem Sender. Es sei die Armut, die "viele Schwierigkeiten ausbrüte".

Die tatsächlich krisenbedingt gegebene Erosion der amerikanischen Mittelklasse, die Ausbreitung eines frühkapitalistisch anmutenden Pauperismus, der infrastrukturelle Zerfalls ganzer Landstriche - sie werden von dem Establishment der Demokraten immer noch nicht in kausalen Zusammenhang mit dem Rechtspopulismus Bannons und Trumps gebracht.

Die liberalen Eliten ignorieren weiterhin die Zerrüttung des Landes, was den Widerstand gegen Trump die Spitze nimmt, ihn ineffektiv macht. Die Wähler in den verarmten Regionen Kentuckys wählten den Rechtspopulismus eines Bannon, weil sie keine andere gangbare Alternative sahen - nachdem die Führung der Demokraten den linken Hoffnungsträger Bernie Sanders rücksichtslos ausmanövrierte. Sanders hatte gerade - für die USA damals unerhört - überaus erfolgreich die soziale Frage im Vorwahlkampf thematisiert.

Was nun Steve Bannon eigentlich so erfolgreich im Wahlkampf leistete, war eine rechte Pervertierung der populistischen Rhetorik von Bernie Sanders, mit der dieser demokratische Quereinsteiger so großen Erfolg hatte. Bannon sprach die gegebenen sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen an, genauso wie Sanders, um sie dann mit Rassismus und Nationalismus anzureichern: Die Ausländer, die Migranten sollen die Krisenfolgen tragen, Amerika auf Kosten des Auslands wieder groß werden. Diese "national-soziale" Rhetorik ist das Erfolgsgeheimnis Trumps.

Ermöglicht wurde dies durch die skandalträchtige Inthronisierung der neoliberalen Hillary Clinton zur demokratischen Spitzenkandidatin durch den Machtapparat der Demokratischen Partei. Die Folgen dieser katastrophalen Entscheidung müssen jetzt Amerika und die Welt ertragen. Die Washington Post etwa, die nun gegen Trump polemisiert und aufrüttelnde Kommentare publiziert - sie hat maßgeblich bei den Vorwahlen zu dem an Wahlbetrug grenzenden Sieg der einigen Kandidatin beigetragen, die gegen Trump verlieren konnte.