Welche Medikamente gegen Corona?
Deutschland hat einseitig auf Impfungen gegen Corona gesetzt und die Entwicklung von Medikamenten gegen Corona nicht unterstützt. Das könnte sich als fatale Fehlentscheidung herausstellen
Schneller als die Impfungen in Deutschland durchgeführt werden, mutiert das Corona-Virus global und wird hierzulande in immer neuen Variationen eingeschleppt. Bei Medikamenten gegen Corona sieht die Entwicklung deutlich schlechter als bei der Impfstoffentwicklung aus.
Die EU beabsichtigt nun, die Zulassung von Medikamenten gegen Corona zu beschleunigen. Parallel zum Impfstoff-Management will man nun mit den Herstellern die Entwicklung von geeigneten Arzneimitteln voranbringen. Ein konkreter Fahrplan scheint aber noch nicht vorzuliegen.
Das kalifornische Milken Institute listet über 200 Präparate auf, die derzeit auf ihre Eignung gegen Covid-19 untersucht werden. Einen Einblick in die aktuelle deutsche Entwicklungslandschaft bei den Covid-19-Medikamenten bietet beispielsweise DocCheck.
Welche Medikamente gegen Corona sind in der EU zugelassen?
Remdesivir von Gilead Sciences, Inc ist ein Wirkstoff, der seit gut einem Jahr in der klinischen Erprobung zur Behandlung der durch das Sars-CoV-2 Virus ausgelösten Erkrankung Covid-19 ist. Es hat eine Sonderzulassung in den USA, Japan und der EU. Ursprünglich gegen das Ebola- und das Marburg-Fieber entwickelt, wo es sich als nicht für den therapeutischen Einsatz geeignet herausgestellt hatte, wird es seit Mitte 2020 unter dem Namen Veklury zum Einsatz zur Behandlung von Covid-19 vertrieben.
Offensichtlich ist das Medikament nur erfolgreich, wenn es innerhalb der ersten fünf Tage einer Covid-Infektion zum Einsatz kommt. Patienten, deren Daten kontinuierlich beobachtet werden, da sie beispielsweise eine Monitoring-App nutzen, die ihren Hausarzt kontinuierlich über ihren aktuellen Zustand informiert, können leichter rechtzeitig zur Behandlung ins Krankenhaus aufgenommen werden.
Es bleibt bei Remdesivir jedoch eine gewisse Unsicherheit, so dass die WHO ihre Empfehlung zur Behandlung von Covid-19-Patienten mit dem Medikament Remdesivir am 20. November 2020 widerrufen hat.
Was befindet sich noch in der Pipeline?
Anders als bei den Impfstoffen, die vor einer Infektion verabreicht werden, kommen Medikamente im Laufe einer Infektion zum Einsatz. Derzeit untersucht man in der Hauptsache solche Medikamente, die bereits von der Behandlung anderer Erkrankungen bekannt sind. Die Hoffnung, ein allumfassendes Medikament gegen Corona zu finden, ist begrenzt. Es kommen unterschiedliche Medikamente in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung zum Einsatz, wobei geklärt werden muss, welches Medikament sich für welche Phase eignet..
An der Universität Oxford meldet man erste Behandlungserfolge mit dem Cortison-Präparat Dexamethason. Details der Therapie sind bislang noch nicht bekannt, nur soviel: Es soll gegen schwere Covid-19-Erkrankung helfen und die Todesrate senken.
Die sogenannten Antikörper-Medikamente enthalten in Zellkulturen hergestellte Antikörper gegen das Spike-Protein von Sars-CoV-2. Eli Lilly setzt dabei auf Bamlanivimab, Regeneron auf gleich zwei mit den Namen Casirivimab und Imdevimab. Sie sollen das Virus neutralisieren indem sie es daran hindern, in Zellen einzudringen. Diese Vorgehensweise entspricht der des menschlichen Immunsystem bei einer Infektion oder nach einer Impfung. Die Antikörper-Präparate helfen schwer Erkrankten offensichtlich nicht und sind für beatmete Patienten auch nicht zugelassen. Die Behandlung mit Antikörper-Präparaten kann in Deutschland bislang auf der Basis der US-Zulassung erfolgen.
Mit Pentaglobin des inzwischen an einen chinesischen Investor verkauften Unternehmens Biotest in Dreieich steht heute ein mit Immunglobulin M (IgM) angereichertes Präparat zur Verfügung, das zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen bei gleichzeitiger Anwendung von Antibiotika zugelassen ist. Die im Präparat enthaltenen Antikörper sollen eine Vielzahl von Bakterien binden können und somit deren Beseitigung durch das Immunsystem unterstützen.
Welche Probleme bestehen bei der Zulassung von Medikamenten gegen Corona?
Während die Entwicklung von Corona-Impfstoffen unglaublich schnell erfolgte, kommt man bei der der Suche nach geeigneten Medikamenten gegen Covid-19 kaum voran. Festzustellen ist, dass die Finanzierung der Medikamentenentwicklung deutlich schlechter ausfällt als bei der Impfstoffentwicklung. Daher fordern die einschlägigen Entwicklerteams jetzt ebenfalls eine Unterstützung seitens der Bundesregierung.
Das Problem besteht offenbar nicht in den Entwicklungskapazitäten, sondern in der Hauptsache in den teuren zulassungsrelevanten Studien, die kleine Unternehmen deutlich überfordern. Die Bundesregierung zögert bislang noch, eine Unterstützung für die besonders aufwendige Studienphase III bereitzustellen. Ein Hemmnis, das auch bei der Impfstoffentwicklung mit der mRNA-Entwicklung bestand, die in der Vergangenheit nicht über die Phase II hinauskamen. Erst die Markterwartung im Falle von Corona führte dazu, dass Investoren bereit waren, die Phase III zu finanzieren.
Wenn sich weder die Bundesregierung noch die EU dazu bereit erklären, dabei zu helfen, die alles entscheidende 3. Hürde zu überwinden, bliebe als Alternative, dass etablierte Pharmaunternehmen die relativ kleinen Spezialisten unterstützen wie im Falle Pfitzer/BioNTech oder gleich ganz übernehmen.