Wenn magische Astroingenieure monströse Schwarze Löcher anzapfen
Seite 2: Schwarze Löcher als Energiequelle
Kein Geringerer als John Archibald Wheeler (1911-2008), den die ZEIT einmal als "Schöpfer des Schwarzen Lochs" titulierte - er gab diesem spektakulären kosmischen Phänomen 1967 seinen signifikanten Namen -, sinnierte als Erster über hochintelligente Typ-II-Zivilisationen, die stellare Schwarze Löcher als Energiequelle nutzen könnten. Da Schwarze Löcher im Gegensatz zu Sternen langlebiger sind und ohnehin mehr Strahlung emittieren, könnten findige Außerirdische solche mit einer Phalanx von Kollektoren ummantelt haben, um die überschüssige Energie zu absorbieren, mutmaßte Wheeler.
Ähnliches gab auch der sowjetische Astrophysiker Nikolai Semjonowitsch Kardashev zum Besten, als er 1981 während eines Interviews darüber fabulierte, ob Super-Intelligenzen eventuell längst nicht dazu übergegangen sind, die abgestrahlte Energie des SMBH im galaktischen Zentrum aufzufangen und nutzbar zu machen.
Wir beobachten im Zentrum der Galaxis eine sehr seltsame punktförmige Radioquelle, die wir uns bis jetzt noch nicht erklären können", erklärte Kardashev vor 34 Jahren, als Sagitarrius A* für Astronomen noch ein Buch mit sieben Siegeln war. "Eine unserer natürlichen Erklärungen ist, dass hinter dem Phänomen ein Schwarzes Loch steckt. Aber vielleicht steht dieses Objekt auch aufgrund seiner besonderen Position in der Galaxis mit einigen außerirdisch-intelligenten Aktivitäten in Zusammenhang.
Kosmische Intelligenz-Skala
Kardashev ist in der SETI-Szene kein unbeschriebenes Blatt. 1964 konzipierte er die nach ihm (später) benannte und in Insider-Kreisen derweil allseits bekannte Klassifikation, mit der er die verschiedenen Entwicklungsniveaus außerirdischer Intelligenzen und Zivilisationen anhand deren Energieverbrauch kategorisierte. Seiner Einschätzung nach gelangt jede Kultur, die ihren Ressourcenverbrauch jährlich sukzessive erhöht, nach wenigen oder vielen Jahrtausenden unweigerlich auf die nächsthöhere Stufe. Nach Ansicht des weltbekannten US-Physikers Michio Kaku von der New Yorker City University befindet sich unsere Gesellschaft soeben in der Übergangsphase von Zivilisationstyp 0 zu 1.
Typ-I-Zivilisationen sind so weit gediehen, dass sie die Energieressourcen ihres Heimatplaneten voll auszuschöpfen vermögen. Sie sind in der Lage, Energien von 4×109 Kilowatt zu kontrollieren. Hochstehende Zivilisationen des Typs II nutzen hingegen den gesamten Energieoutput ihres Muttergestirns. Sie vermögen Energien von 4×1023 Kilowatt zu kontrollieren. Superzivilisationen vom Typ III jedoch nutzen ihre gesamte Galaxie als Energielieferant und operieren mit Energien von 4×1034. Superintelligenzen auf einem solchen Niveau könnten sich mit Leichtigkeit sogar die Emissionen von SMBHs zunutze machen, um ihren hohen Energiebedarf zu decken. Es könnten Megatechnologien sein, die über Fähigkeiten verfügen, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegen.
Dyson-Sphären der nächsten Generation
Inspiriert und fasziniert von dem Gedanken, dass in den Tiefen und Weiten des Kosmos tatsächlich magische Astroingenieure derartiger Couleur unterwegs sind, veröffentlichten zwei asiatische Wissenschaftler im April 2011 im "Journal of the British Interplanetary Society" (JBIS, Vol. 64, S. 58-62) ein Paper, das bislang von der Forschung und den Medien gänzlich ignoriert wurde. In ihm warten Makoto Inoue vom Institute of Astronomy and Astrophysics in Taipei (Taiwan) und sein Kollege Hiromitsu Yokoo von der Chiba University (Japan) mit der These auf, der zufolge technisch hochstehende außerirdische Intelligenzen in der Lage sein könnten, mittels einer Typ-III-Dyson-Sphäre die von SMBHs abgestrahlte Energie aufzufangen und an alle Mitglieder des "galaktischen Clubs" weiterzuleiten.
Unter der nach dem US-Physiker Freeman Dyson benannten Sphäre verstehen Astronomen eine künstlich geschaffene schalenartige Struktur, die sich aus dem Schutt zertrümmerter Planeten zusammensetzt. Sie verläuft entlang der Planetenumlaufbahn und umhüllt die Heimatsonne - entweder zum Teil oder ganz. Astrotechnisch begabte Außerirdische konnten auf diese Weise einen Teil oder (fast) die gesamte Energie ihrer Sonne direkt nutzen und die Sphäre nebenher als neuen Siedlungsraum erschließen. Alles, was die Schale an Sonnenenergie absorbiert, würde nach ihrer vollständigen Nutzung auf der dunklen, kalten Seite der Raumwelten nur noch in Form von starker Infrarotstrahlung wieder abgegeben. Just nach solchen Emissionen, der von der Struktur emittierten Wärme- und Infrarotstrahlung, sollten Wissenschaftler den Himmel durchforsten, empfahl Dyson seinerzeit.