Wenn zwei Weltmächte streiten

Seite 3: "Sicherheit" Marke Moskau: keine Aufrüstung der Ukraine

Wohlgemerkt, damit wird nicht der Angriffskrieg Russlands verkannt. Wenn ein Staat, noch dazu eine atomare Weltmacht, so militärisch in die Enge gedrängt wird, wie es der Westen Richtung Moskau seit gut zwei Jahrzehnten praktiziert und dies nun mit der Ukraine verstärken möchte, bleiben zwei Alternativen übrig: Auch noch dies zuzulassen oder es zu unterbinden.

Aus russischer Sicht ist die staatliche "Sicherheit" mit der Aufrüstung der Ukraine essenziell gefährdet. Also entschied man sich für das Unterbinden. Dass sich die Nato darüber keine Illusionen gemacht hat, dürfte angesichts der dortigen strategischen Profis anzunehmen sein.

Im ersten, unwahrscheinlichen Fall hätte man die eigene Rüstung entlang der ukrainischen Grenze mit Moskau in Reichweite platzieren können. Im anderen, eingetretenen Fall zahlt der Angreifer einen hohen Preis. Und die Angegriffenen umso mehr – die Ukraine wird verwüstet, Menschen sterben, erleiden schlimme Verluste, fliehen aus ihrer Heimat.

Es fällt angesichts dessen schwer, die Lage nüchtern zu beschreiben. Aber es hilft nichts. Hier prallen die gegensätzlichen Interessen von zwei Weltmächten aufeinander, USA und Russland. Beide "verteidigen" ihren jeweiligen unversöhnlichen Standpunkt gegen den anderen. Beide gehen mit Waffen vor, um sich durchzusetzen. Eine zwischen Staaten leider übliche Vorgehensweise, wenn die Diplomatie "versagt" – also wenn die Drohung mit gewaltigen Nachteilen oder mit Gewalt nicht verfängt.

Propaganda hüben wie drüben – für "gerechte" Gewalt

Jetzt "sprechen" die Waffen, und wie in jedem Krieg zählt der beteiligte Staat, zu dessen Volk man gezählt wird, zu den "Guten". Die Hetze gegen den ausgemachten Feind, den "Bösen", kennt keine Grenzen – wohlgemerkt, in beiden Lagern. So wird den Bürgern "erklärt", dass das Vorgehen des eigenen Staates über alle Zweifel erhaben ist, ja sogar unbedingt nötig.

Politik und die Leitmedien von ARD, ZDF, Süddeutsche, FAZ, Spiegel bis hin zur Bild befeuern ihre Kampagne für vermeintlich gerechte Gegengewalt täglich auf allen Kanälen; ebenso, spiegelbildlich, rechtfertigen die russischen Politiker und Medien den Einmarsch ihrer Einheiten in den nationalen Zeitungen und Rundfunkanstalten.

Das Ziel scheint – bei aller Unterschiede der Medienlandschaften – das gleiche: Das Volk hinter die Regierung zu versammeln, auf dass jeder Bürger das kriegerische Vorgehen mit bestem Gewissen unterstützt. Was mit einigem Leid verbunden ist und im schlimmsten Fall unter Verlust des Lebens stattfindet – des eigenen und das der Untertanen des zu hassenden feindlichen Staates.

Ein sehr hoher Preis, den Staaten von ihren Bürgern fordern. Und wofür? Normalerweise damit der eigene Staat sich gegen seinesgleichen auf der Welt durchsetzen kann – für schlicht mehr erfolgreiches Geschäft und den hierfür nötigen machtvollen Einfluss. Im Fall Ukraine geht es um Grundsätzlicheres: die Existenz einer Weltmacht. Was den Konflikt umso gefährlicher macht.