Wer zahlt für die Energiewende?

Seite 2: Klimaschutz kein Thema im US-Wahlkampf

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Derweil hat sich Hurrikan "Nicole", der östlich von "Matthew" über dem Atlantik seine Bahnen zog, inzwischen zu einem Tropensturm abgeschwächt und wird in den nächsten Tagen über die Bermudas und dann nach Nordosten auf den Nordatlantik hinaus ziehen. Über den dort kälteren Gewässern wird er schnell weiter an Kraft verlieren. Tropische Wirbelstürme beziehen ihre Energie aus den großen Mengen von Wasserdampf, der über dem warmen Meer aufsteigt. Wenn dieser kondensiert setzt er dabei Energie frei, die die umliegende Luft erwärmt und somit den Auftrieb im Wirbelsturm verstärkt.

Energiepolitik und Klimaschutz sind für die US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten der beiden großen Parteien offensichtlich kein wichtiges Thema. Am vergangenen Samstag, "Matthew" dehnte sein Zerstörungswerk gerade auf die USA aus, gab es die zweite TV-Runde Donald Trump versus Hillary Clinton. US-Journalisten haben dabei gestoppt, wie viel Zeit den einzelnen Themen gewidmet wurde. Gerade mal 243 Gesprächssekunden entfielen auf Klima und Energie.

Interessant war in diesem Zusammenhang höchstens, dass sich Hillary Clinton für Erdgas als Übergangstechnologie für "Alternative Treibstoffe" stark machte. Erdgas kommt in den USA hauptsächlich aus Schiefergasvorkommen, das heißt, um es zu gewinnen, wird die umstrittene, weil umweltschädliche Frackingtechnologie angewendet.

China: Widersprüche beim Kohleverbrauch und bei der Kohleproduktion

Die für das Klima sehr positive Entwicklung des Kohleverbrauchs und der Kohleproduktion in China hat unerwartete Auswirkungen auf den Weltmarktpreis für Kohle und die Aktienkurse australischer Bergbaukonzerne, wie Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Während seit Februar der Kohlebedarf Monat für Monat um rund 60 Millionen unter dem gleitenden Mittelwert der letzten vier Jahre läge, würde zugleich der Import deutlich zunehmen. Das wiederum hat die Preise auf dem Weltmarkt nach oben getrieben und den Aktienkurs einiger australischer Produzenten einen Höhenflug beschert. Obwohl China ganz überwiegend heimische Kohle verbrennt, ist seine Importnachfrage auf dem Weltmarkt ein bestimmender Faktor.

Hintergrund der widersprüchlichen Entwicklung ist Chinas Plan, die Überkapazitäten in den Kohlebergwerken zu bekämpfen. Die in diesem Zusammenhang bereits erfolgten Grubenschließungen und Verminderung der Förderung waren offensichtlich so groß, dass nach einem Rückgang in den vergangenen beiden Jahren die Importe wieder wuchsen.

Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission in Beijing, die für die makroökonomische Steuerung zuständig ist, habe daher kürzlich Kraftwerksbetreiber, Stahlkonzerne und Bergwerksgesellschaften an einen Tisch geholt, um über das Problem zu sprechen, so die Nachrichtenagentur. Heraus gekommen sei, dass künftig einige besonders produktive chinesische Gruben mit hochwertiger Kohle die Förderung wieder verstärken sollen, wenn der Preis für Importkohle längere Zeit über der Marke von 500 Yuan (67 Euro) pro Tonne verharrt.

Eine andere Möglichkeit wäre freilich, die Kohlenachfrage in den Kraft- und Stahlwerken weiter zu drosseln. Doch dagegen sprechen offensichtlich die Interessen der privaten oder kommunalen Kraftwerksbetreiber. Auch China steht in den nächsten Jahren eine harte Auseinandersetzung zwischen den Besitzern der zu vielen und schlecht ausgelasteten Kohlekraftwerke und der wachsenden Zahl der Betreiber von Wind- und Solarparks bevor.