Wie Bluthochdruck Sie Ihre Lebenszeit kostet
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Sowohl für die Diagnostik als auch für die Behandlung des Bluthochdrucks ist heute die Selbstmessung des Blutdrucks durch den Patienten unverzichtbar. Es gibt dafür heute vollautomatische oszillometrische Blutdruckselbstmessgeräte.
Rechtshänder messen am linken Oberarm, Linkshänder am rechten Oberarm, und zwar morgens und abends unter Ruhebedingungen, d. h. nach mindestens einer Minute im Sitzen. Dabei ist es wichtig, dass Sie die richtige Manschettengröße wählen. Die gemessenen Werte sollten dann regelmäßig in einem Blutdruckpass notiert werden.
Wenn Sie übergewichtig oder fettleibig sind, sollten Sie vor allem Ihre Ernährung auf eine möglichst fett- und kalorienreduzierte Kost umstellen. Diese sollte reich an Obst, Gemüse und Kartoffeln sein. Diese Lebensmittel sind reich an Kalium und arm an Kochsalz. Dazu gehört auch, dass Sie die Speisen bei Tisch nicht mehr nachsalzen.
Wenn Sie übergewichtig bzw. fettleibig (adipös) sind, sollten Sie versuchen, Gewicht abzunehmen und den Bauchumfang zu reduzieren. Wie Sie dabei erfolgreich sein können, habe ich in zwei Artikeln in Telepolis dargestellt.5
Außerdem ist Ihnen als Bluthochdruck-Patient, abgestimmt auf Ihre Belastbarkeit, eine regelmäßige körperliche Aktivität zu empfehlen, die Ihnen Spaß macht. Regelmäßige Bewegung ist ein Faktor, der sich langfristig nicht nur günstig auf Ihr Gewicht, sondern auch auf den Bluthochdruck auswirken kann.
Auch chronische Stressbelastungen gelten als wichtiger Faktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung des Bluthochdrucks. Erlernen Sie deshalb ein Entspannungsverfahren (Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training) und praktizieren Sie es möglichst regelmäßig. Bemühen Sie sich auch darum, chronische Stressbelastungen in Beruf, Partnerschaft, Familie oder in der Freizeit möglichst abzubauen bzw. auszuschalten.
Eine Behandlung des Bluthochdrucks mit Medikamenten wird der Arzt immer dann in Betracht ziehen, wenn bei leichtem Bluthochdruck trotz einer Änderung des Lebensstils auch nach drei Monaten unter Ruhebedingungen noch Blutdruckwerte über 135/85 mm Hg gemessen werden. Bei von Anfang an stärker erhöhtem Blutdruck wird sich Ihre Ärztin oder Ihr Arzt natürlich schon früher für den Einsatz von Medikamenten entscheiden.
Damit Art und Dosis der Medikamente richtig eingesetzt werden können, ist es im Rahmen einer langfristigen medikamentösen Therapie unumgänglich, dass Sie Ihren Blutdruck regelmäßig selbst kontrollieren.
Somit sind die Ziele einer ganzheitlichen und umfassenden Behandlung des Bluthochdrucks:
- eine dauerhafte Senkung des erhöhten Blutdrucks auf Normalwerte in Ruhe (unter 140/90 mm Hg),
- eine langfristige Gewichtsreduktion bei Übergewicht bzw. Fettleibigkeit,
- eine regelmäßige körperliche Aktivität entsprechend der Belastbarkeit,
- das Erlernen eines Entspannungstrainings und der Abbau von Stressbelastungen,
- ein Zugewinn an Lebensqualität und
- die Vermeidung von Organschäden und Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks.
Soweit die Theorie über die Erkrankung Bluthochdruck und deren Diagnostik und Behandlung. Aber wie kann die Theorie möglichst effektiv in die Praxis umgesetzt werden?
Hausaufgaben für Patienten mit Bluthochdruck
Dazu haben zwei erfahrene Experten für Bluthochdruck, der Kieler Sportmediziner Burghard Weisser und Thomas Mengden aus Bonn, 2017 ein schmales, aber inhaltsreiches Buch mit vielen Bildern und Grafiken und zehn goldenen Tipps zur Vorbeugung und zum Selbst-Management der Hypertonie vorgelegt, das ich auch aufgrund von persönlichen Erfahrungen in meinen Bekannten- und Freundeskreis sehr empfehlen kann.6
Das Buch beginnt mit zwei guten Nachrichten: 1. Bluthochdruck ist vermeidbar und 2. Bluthochdruck ist behandelbar.
Warum ist das so? Wenn wir die Ursachen für die Entstehung von erhöhten Blutdruckwerten betrachten, sehen wir, dass vieles mit unserem "Lebensstil" zusammenhängt, d. h. der Art und Weise, wie wir mit unserem Körper umgehen.
Auf die wichtigsten Hypertonie-Ursachen wie genetische Belastung, ungesunder Stress, Bewegungsmangel, zu salzreiche Ernährung, Übergewicht bzw. Adipositas und Schlafapnoe habe ich schon oben hingewiesen. Abgesehen von den genetischen Einflüssen handelt es sich bei allen anderen auslösenden Ursachen um Dinge, die mit einem ungesunden Lebensstil zusammenhängen.
Für die Vorbeugung von Bluthochdruck, aber auch für die Behandlung bedeutet dies, dass wir mit unserem Körper achtsam umgehen müssen, wenn wir ihn möglichst lange in einem guten Zustand erhalten wollen.
Abbau von Stress, körperliches Training, gesunde Ernährung und ein normaler Bauchumfang, der als ein von der Adipositas gesonderter Risikofaktor angesehen wird, sind sehr wirkungsvolle und einfache Mittel, um Bluthochdruck zu vermeiden oder den Blutdruck zu senken.
Das Buch zeigt anhand von zehn Hausaufgaben für Bluthochdruckpatienten, was Sie im Einzelnen lernen müssen, um mit Ihrem Gesundheitsproblem besser umzugehen. So lernen Sie z. B. in der Hausaufgabe 1 das korrekte Blutdruckmessen und Aufzeichnen der unterschiedlichen Werte, damit Sie Blutdruck-Schwankungen besser beurteilen und den Blutdruck zusammen mit Ihrem betreuenden Arzt besser steuern zu können.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor zur Senkung des Bluthochdrucks ist die Ernährung (Hausaufgabe 4) in Verbindung mit kontrollierter sportlicher Aktivität (Hausaufgabe 3).
Dadurch werden nicht nur Fette verbrannt und die Kondition gefördert, sondern auch der Bauchumfang vermindert (siehe oben). Auf diesen Risikofaktor wird besonderen Wert gelegt. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass es bei der Bluthochdruckbehandlung primär auf die Minderung des Bauchumfangs ankommt und erst dann das gesamte Körpergewicht in Betracht zu ziehen ist. Vergleichstabellen sind zur Orientierung in dem Buch abgebildet und Tipps zur gesunden Ernährung runden den Band ab.
Jeder Bluthochdruckpatient sollte sich aus meiner Sicht mit diesem noch dazu preiswerten Buch intensiv beschäftigen und die vielen hilfreichen Tipps für sich anwenden. Es ist aber genauso ein Buch für Ärzte und Sporttherapeuten, das sie ihren Patienten empfehlen und als Leitfaden an die Hand geben können.
Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de