Wie der neue Kalte Krieg den Journalismus zerstört
Seite 4: Gegen Einschränkung der Debattenfreiheit – auf jeden Fall
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An dieser Stelle ist wohl ein Disclaimer notwendig: Man muss kein Fan von RT DE sein, um die willkürlichen Maßnahmen des US-Medienkonzerns Google zu kritisieren. Und man muss kein Anhänger der Querdenken-Bewegung zu sein, um die von Melzer im August gegenüber der Presseagentur dpa geschilderten polizeilichen Übergriffe zu beanstanden.
Diese Debatten finden freilich auch im Leserforum von Telepolis statt. Wenn ein User etwa die Berichte über die Sperrung der Youtube-Kanäle von RT DE mit "engen Russland-Kontakten" unserer Redaktion zu begründen meint. Es gehört zu den unschönen Entwicklungen der Debattenkultur, dass solche Unterstellungen bei Kritik an der Youtube-Zensur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit folgen. Oder, wie die Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer es formulierte:
Jeder kritische Stellungnehmer setzt sich des Verdachts der Gemeinmachung aus - natürlich nur, weil wir es verlernt haben, strukturelle Missstände unabhängig vom Gegenstand zu benennen.
Sabine Schiffer
Es war für uns gut zu sehen, dass es auch im Telepolis-Forum besonnenere Köpfe gibt. Wenn ein User etwa anerkennt, "dass ihr sachlich nachgehakt und Youtube gefragt habt". Oder wenn die Notwendigkeit von Gegenrecherchen wie im Fall des RT-Youtube-Konfliktes als Mittel gegen die Bedrohung von Meinungsfreiheit und -vielfalt gesehen wird. Die Polarisierung zieht aber auch am Telepolis-Leserforum nicht vorbei, wie unser Bild zu dieser Kolumne belegt.
Telepolis wird sich den Einschränkungen der Debattenfreiheit von rechts und links (und stets von oben) künftig sicherlich stärker widmen. Bis zum Ende des Jahres werden wir uns in diesem Zusammenhang gemeinsam mit sachkundigen Kolleginnen und Kollegen eingehender Gedanken über das künftige Profil von Telepolis machen.
Gerade die heute angeführten Beispiele – RT DE und Corona-Demonstrationen – zeigen, dass es ein Medium braucht, das im Kampf zwischen "Alternativmedien" und "Mainstream" eine sachliche, distanzierte und besonnene Haltung wahrt. Wir bei Telepolis sind gerne bereit, diese Rolle einzunehmen.
Wie sehen Sie Telepolis im Medienkonzert? Welche Themen gefallen und welche Themen fehlen Ihnen? Schreiben Sie uns gerne unter dem Stichwort "Telepolis-Konzept" an tpred@heise.de
Und vor allem: Bleiben Sie uns gewogen, Ihr
Harald Neuber