Wie der staatliche Kampf gegen Desinformation ausufert

Seite 2: Anschlag auf Krim-Brücke: Feiern wir hier gerade wirklich einen Selbstmordanschlag?

Der Anschlag auf die Krim-Brücke wirft, wie vieles im aktuellen Kriegsgeschehen, Fragen auf. Das betrifft nicht nur die Hintergründe dieses Angriffs auf eine zivile Infrastruktur, sondern auch die mediale Darstellung. Wie Telepolis-Autor Roland Bathon berichtete, detonierte die Bombe an Bord eines Lkws, der die so sogenannte Kertsch-Brücke von russischer Seite aus befahren hatte. Die Aufnahmen einer Überwachungskamera, die inzwischen im Netz kursieren, zeigen offenbar, wie im Moment der Detonation ein Pkw neben dem Transporter fuhr.

Nach aktuellen Angaben der russischen Behörden wurden zwei Tote geborgen: ein Mann und eine Frau, die im Pkw saßen. Insgesamt ist von drei Toten die Rede. Ist der dritte Tote also der Lkw-Fahrer? Diese Frage wird nicht nur in ARD-Berichten ausgeblendet. Auch anderorts liest man die verbrämende Formulierung, es habe sich um eine "Lkw-Bombe" gehandelt.

Man könnte nach aktueller Faktenlage auch von einem "mutmaßlichen Selbstmordanschlag" schreiben. Es wäre wohl die erste Attacke dieser Art, die im Westen gefeiert wird.

Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine, Oleksij Danilow, postete einen Videozusammenschnitt der brennenden Brücke und von Marilyn Monroe mit ihrem berühmten Song "Happy Birthday, Mr. President". Eine Anspielung auf Putins 70. Geburtstag am Freitag. Auch im Netz wurde der Anschlag gefeiert, etwa hier mit knappem Kommentar: "Nice."

Putin hat indes die Ukraine für die Explosion auf der Krim-Brücke verantwortlich gemacht. "Es gibt keinen Zweifel. Dies ist ein terroristischer Akt, der darauf abzielt, eine wichtige zivile Infrastruktur zu zerstören", sagt er in einem Video, das über den Messengerdienst Telegram verbreitet wurde.

Nach Ansicht des Kremls wurde der Angriff vom ukrainischen Geheimdienst angeordnet, geplant und ausgeführt. Zunächst war unklar gewesen, ob es sich nicht auch um einen Unfall gehandelt haben könnte.

Die ironische Reaktion aus der Ukraine spricht jedoch dagegen. Zwar haben ukrainische Stellen bislang keine Verantwortung für die Explosion übernommen. Doch auch bei Angriffen auf der Halbinsel Krim hatte Kiew derart reagiert, um später durch die eigene Verantwortung einzuräumen.

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