Wie wirksam ist Coronavac im Vergleich zu den anderen Covid-19-Vakzinen?

Seite 3: Schlussfolgerungen

1. Für die Angabe der Wirksamkeit eines Impfstoffs ist es üblich, die Risikomessgröße RRR (relative Risikoreduktion) zu verwenden. Diese bezieht sich nur auf die Zahl der Erkrankten und ist unabhängig von der Zahl der Geimpften. Sie ergibt meist eindrucksvolle Zahlen im zweistelligen Bereich und wird deshalb "Marketingzahl" genannt.

2. Die ARR (absolute Risikoreduktion) wird meist nicht berücksichtigt, da sie häufig nur wenig beeindruckende Zahlen im einstelligen Bereich ergibt. Sie widerspiegelt aber die Wirksamkeit realistischer, weil sie neben der Zahl der Erkrankten auch die Zahl der Geimpften und damit das Ausgangsrisiko, d. h. die Zahl der Erkrankten in der ungeimpften Kontrollgruppe, berücksichtigt. Ist das Ausgangsrisiko hoch, ist es die Wirksamkeit ebenfalls – und umgekehrt. Das bedeutet: Der individuelle Nutzen einer Impfung steigt mit steigenden Infektionszahlen.

3. Die NNV ("number needed to vaccinate"), die ebenfalls meist nicht angegeben wird, ist der reziproke Wert der ARR. Sie gibt anschaulich an, wie viele Personen geimpft werden müssen, um einen Krankheitsfall zu verhindern.

4. Bei Coronavac lag in der brasilianischen Phase-III-Studie die RRR "nur" bei 51 Prozent, aber die Risikomessgrößen ARR und NNV ergaben sogar günstigere Werte als bei den genetischen Impfstoffen, mit denen sie verglichen wurden.

5. Weiterhin ist bei der Beurteilung der Wirksamkeit zu beachten: RRR und ARR beziehen sich nur auf die Gesamtzahl der Erkrankten. Diese Risikomessgrößen können keine Aussage darüber machen, ob diese Risikoreduktionen auch für schwere Krankheitsverläufe gelten. Für Aussagen darüber sind meist weitere Studien erforderlich.

Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin- Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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