Windenergie: Blockaden beim Klimaschutz
Seite 2: Vergütung für Strom aus Windkraft ist eher ein Witz
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- Vergütung für Strom aus Windkraft ist eher ein Witz
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Die Anlagen könnten dann in den nächsten Jahren gebaut werden und ihre Betreiber bekämen für den erzeugten Strom je nach Gebot 4,77 bis 5,88 Cent pro Kilowattstunde. Angesichts der derzeitigen Preise, die mit dem Strom an der Börse erzielt werden können, ist das eher ein Witz. Die Anlagenbetreiber müssten jedoch ganz auf gesicherte Einspeisevergütung verzichten und ihren Strom selbst vermarkten – was aufwendig ist –, wenn sie von den zurzeit hohen Börsenstrompreisen profitieren wollen.
Die Frage wird daher sein, ob angesichts der stark steigenden Preise für Rohstoffe und auch der absehbar zunehmenden Kosten für Arbeitskraft die Anlagen noch profitabel laufen können, denn einen Inflationsausgleich gibt es für Wind- und Solarstrom – anders als für Atomstrom in Großbritannien – nicht. Daher war die letzte Ausschreibungsrunde im September bereits erheblich unterzeichnet. Zuschläge für Windparks mit zusammen 1,32 GW Leistung waren zu vergeben gewesen, aber nur für 0,773 GW wurden Gebote eingereicht.
Dennoch wurde die Höchstgrenze auch in der Dezember-Ausschreibungsrunde nicht heraufgesetzt. Wer mehr als 5,88 Cent pro Kilowattstunde haben will, hat keine Chance einen Zuschlag zu bekommen, wie der Bundesverband Windenergie (BWE) kritisiert. BWE-Präsident Hermann Albers dazu:
Zwischen der Ausschreibung und der tatsächlichen Inbetriebnahme liegen mehr als zwei Jahre. In dieser Zeit können sich jedoch die Kosten für Komponenten, Bauleistungen oder Zinsen für Kredite stark verändern. Wir beobachten seit einiger Zeit eine regelrechte Explosion der Kosten entlang der gesamten Lieferkette. Ein starrer Höchstpreis ohne Möglichkeit zur nachträglichen Anpassung ist vor diesem Hintergrund nicht mehr zeitgemäß.
Auch sonst sind die bürokratischen Hindernisse für den Ausbau der Windenergie inzwischen gewaltig. Die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin weist darauf hin, dass derzeit Windkraftprojekte mit zusammen zehn GW Leistung in Genehmigungsverfahren stecken.
Mit diesen ließe sich vermutlich etwas mehr Strom erzeugen, als die drei letzten deutschen Atomkraftwerke in ihrer nun noch einmal um ein Vierteljahr verlängerten Laufzeit liefern werden. Warum redet alles über die Atomkraft, statt diese bereits durchgeplanten Windprojekte auf die Überholspur zu holen, fragt Kemfert.
Angesichts dieses offensichtlichen Unwillens der politischen Verantwortlichen fast aller Ebenen halten die Proteste für effektive und drastische Klimaschutzmaßnahmen weiter an. So bleibt noch zu erwähnen, dass die Jugendbewegung Fridays for Future ab heute in rund 20 deutschen Städten, Schulen und Universitäten besetzen will.
An der Göttinger Uni wurde bereits zu Beginn der Woche ein Anfang gemacht. Auch in Österreich und der Schweiz sind ähnliche Aktionen geplant. Außerdem hat das Klimacamp Augsburg am gestrigen Donnerstag den Sitz der dortigen Regierung von Schwaben (Bayerischer Regierungsbezirk) besetzt. Damit sollte gegen die Rodung eines ehemals geschützten Waldes protestiert werden, den die Regierung genehmigt hatte. Die Rodung ist inzwischen erfolgt, obwohl noch eine Klage gegen den Beschluss anhängig war.