Windenergie: Verhinderungspolitik erfolgreich

Seite 3: Erdgas-Boom in China

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Wie immer war in dieser Wochenschau mal wieder lange nicht für alles Platz, über das es sich zu berichten gelohnt hätte. Wie etwa die Aufregung über den Besuch von Greta Thunberg am Hambacher Tagebau, der den Boulevard und Polizeigewerkschafter wegen einer maskierten Besetzerin hyperventilieren ließ.

Oder des Verkehrsministers Maut-Desaster, das den Steuerzahler für den Autobahn-Nationalismus der CSU bluten lässt, oder den Amazonas Regenwald, dessen Entwaldung schon bald eine Grenze ohne Wiederkehr überschreiten könnte. Auch über den letzte Woche veröffentlichten IPCC-Bericht haben wir hier auf Telepolis noch nicht richtig berichtet.

Aber dann wäre da noch eine Nachricht, die sich weder bei den guten noch bei den schlechten so ohne Weiteres einordnen lässt. In der chinesischen Inlandsprovinz Henan, westlich von Schanghai und südlich von Beijing, sollen in diesem Jahr zwei Millionen Haushalte ihre Heizungen von Kohle auf Strom oder Gas umstellen, berichtet die Plattform Oilprice.com.

Im vergangenen Jahr hätten das in Henan bereits knapp 1,3 Millionen Haushalte gemacht, und insgesamt seien seit 2016 in Nordchina in 13 Millionen Haushalten die Heizungen umgestellt worden. (Der Artikel lässt offen, ob die Zahlen aus Henan dort drin enthalten sind, denn eigentlich gehört die Provinz eher zur Landesmitte als zum Norden.)

Gut daran ist, dass die Verbrennung von Kohle in Heizungsanlagen dadurch vermieden wird. Dabei werden nicht nur jede Menge Schadstoffe in die Umwelt gepustet, nicht zuletzt das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2). Gas ist im Vergleich dazu sauberer und es entsteht im Vergleich zur nutzbaren Wärmemenge weniger CO2.

Doch auch Erdgas ist nicht klimaneutral und zum regelrechten Klimaproblem wird es, wenn bei Produktion und Förderung der Hauptbestandteil des Gases, das Methan, entweicht. Das ist nämlich ebenfalls ein potentes Klimagas und entweicht insbesondere beim Fracking häufig.

Nun ist China arm an eigenen konventionellen Erdgaslagerstätten und importiert daher zum einen im wachsenden Maß konventionelles Erdgas in Pipelines aus Russland und Zentralasien. Zum anderen wird aber auch zunehmend Flüssiggas eingeführt und China könnte schon 2022 der weltweit wichtigste Importeur für dieses sei. Sofern dies aus den USA stammt, handelt es sich meist um Frackinggas.

Außerdem hat China umfangreiche Vorkommen von in Gesteinseinschlüssen lagerndem Gas, das durch die verrufene umweltschädliche Methode gewonnen werden könnte. Mit der steigenden Gas-Nachfrage ist zu befürchten, dass auch in der Volksrepublik vermehrt dieses sogenannte nicht-konventionelle Erdgas mit dem Einspritzen von Wasser und Chemikalien aus dem Boden geholt wird.

Andererseits gebe es aber auch die Möglichkeit Wind- und Solarstrom, der in China bisher oft wegen unflexibler Netze abgeregelt werden muss, in Spitzenzeiten für Elektrolyse einzusetzen. (2018 betrug der Abregelungsverlust laut PhysicsWorld beim Windstrom in Landesdurchschnitt sieben Prozent, was eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren war.) Der so gewonnene Wasserstoff kann unter anderem dem Erdgas zugesetzt werden. In Deutschland findet dieses Verfahren schon in einigen Anlagen Anwendung.

Darüber hinaus ließe sich der Wasserstoff auch mit Kohlendioxid oder -monoxid in Methan umwandeln, was im Gegensatz zum Wasserstoff in unbegrenzter Menge ins Erdgasnetz eingespeist werden kann. Allerdings ist der Wirkungsgrad mit rund 50 Prozent bisher noch ziemlich schlecht. Fast die Hälfte der Energie des Stroms gehen bei der Umwandlung ungenutzt verloren. Das muss jedoch nicht so bleiben. In Karlsruhe hoffen Wissenschaftler diesen Anteil auf 25 Prozent drücken, das heißt, den Wirkungsgrad auf 75 Prozent steigern zu können.

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