"Wir erwarten, dass die USA mit Hessen genauso umgehen wie mit Syrien"

Seite 2: "In Europa sind Tüpen wie Krah nichts Besonderes

Die Bundesministerin für Wirtschaft und Forschung (FDP, Namen kennt man nicht) bestreitet, dass Lkws elektrisch betrieben werden können und sich jemand in ein elektrisches Flugzeug setzen möchte. Kehrt die FDP wieder zur Spaßpartei zurück oder stellt sich hier eine gewiefte Politikerin künstlich dumm, um neben Außenministerin Baerbock nicht als Streberin zu erscheinen?

Martin Sonneborn: Ja. Außerdem glauben wir, dass auch FDP-Tanten wie Strack-Rheinmetall oder die Dings, Bundesministerin für Wirtschaft und Forschung, elektrisch betrieben werden können.

Frau Außenministerin Baerbock kann inzwischen auch nicht mehr mit Düsenjets der Luftwaffe abheben. Der Fernverkehr der Bahn ist auch eher unzuverlässig und die Gorch Fock ist auch schon wieder in Reparatur. Sind Sie überhaupt noch bereit für ein Regierungsamt, wenn Sie wie grüne Vielflieger Linie buchen müssten?

Martin Sonneborn: Ich bleibe in der EU, da fliegt man – um den sogenannten "Green Deal" voranzubringen – traditionell Privatjet, auch zwischen Brüssel und Straßburg oder Hannover.

Demoskopen zufolge trifft sich Ihr Kommunistenfreund Gregor Gysi von der Linkspartei demnächst absehbar an der Fünf-Prozent-Hürde mit Ihrer Lumpenpazifistenfreundin Sahra Wagenknecht. Erwägen Sie schmutzige Angebote aus der Partei an die beiden populistischen Stimmenbeschaffer?

Martin Sonneborn: Ich weiß nicht, ob wir beide in eine Partei zwingen sollten. Fünf plus fünf Prozent plus unsere zwei Partei-Prozent, das ist gerade mal der Alkoholgehalt belgischen Bieres, reicht aber nicht zum Regieren. Außerdem sind das zwei der wenigen Verbliebenen im Politikbereich, bei dem man mit schmutzigen Angeboten nicht weiterkommt.

Die AfD, die derzeit bei 20 Prozent gesehen wird, schickt Ihnen in den Europawahlkampf einen Rechtsaußen-Mann. Der behauptet, nicht nur rechts, sondern auch Rechtsanwalt zu sein – was inzwischen bezweifelt wird. Wie werden Sie als erfahrener Rechtspopulist und Erfahrungsjurist kontern?

Martin Sonneborn: In Europa sind Tüpen wie Krah nichts Besonderes. EVP-Chef Manfred Streber (CSU) bereitet schon länger die Bildung einer Rechtsfraktion vor, und bei Meloni von den Brüdern (und Schwestern) Italiens kann man sehen, wie schnell Faschisten eingemeindet werden, wenn sie Wahlen gewinnen. Die Partei Sachsen hat mal geforscht, wer dieser Krah überhaupt ist und woher sein Hang zu Seitenscheitel und Klerikalfaschismus stammt.

Inzwischen ist uns Frontberichterstattung so vertraut wie die Wetterkarte, Völkerhass ist wieder salonfähig und die Qualitätsmedien verklären getötete Soldaten wieder zu "Gefallenen". Warum profitieren die Grünen in den Umfragen nicht vom militaristischen Medientrend?

Martin Sonneborn: Ja, lustig, sie schüren den Hass auf andere und profitieren, indem sie Hass auf sich ernten. Wir haben noch nie so viele Menschen die Grünen hassen sehen. Unsere Grünen-Aufkleber sind sehr beliebt momentan.

Merke: Völkerhass ja, aber nur gegen die richtigen Völker!

Die Grünen geben derzeit Unsummen für Make-Up-Artists und Porträtfotografen aus, die jeder Beauty-Influencerin das Schamesrouge ins Gesicht treiben würden. Wäre es nicht kostengünstiger und nachhaltiger, Politiker künftig durch eine KI zu animieren?

Martin Sonneborn: In Zeiten, in denen jeder Sonderschüler mit einer ganz normalen Verschönerungs-App umzugehen gelernt hat, ist so viel Geld eigentlich nicht zu rechtfertigen. Wir sollten zukünftig Politiker casten, die keine aufwändige Nachbehandlung nötig haben. Aber Wirklichkeit wird eh überbewertet in unserer schönen neuen Welt. Ich wäre übrigens schon froh, wenn politische Statements von einer KI gesprochen werden könnten, dann gäb’s weniger Versprecher. Smiley

Apropos KI: Im Juli sahen Qualitätsjournalisten auf einem Video eine Löwin in Berlin, warnten vor Waldbränden wegen hoher Außentemperatur, hielten die Augmented Reality einer Riesenbarbie in Dubai für authentisch, erklärten uns fachkundig, dass ein Rockstar ohne Mangel an Groupies für solche K.-o.-Tropfen benötigt und kritisierten den Schirmherren Aiwanger als ungalant (Kontext). Stellen sich auch hier möglicherweise Redakteure dumm und kreativ, damit sie nicht demnächst von einer sachlich arbeitenden KI ersetzt werden?

Martin Sonneborn: Ja.

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