"Wir gehen ein kalkuliertes Risiko ein"

In diesem Jahr werden die Liegen und Sonnenschirme in Italien etwas weiter auseinanderstehen als auf diesem Foto. Lizenz: Pixabay

Griechenland und Italien lockern ihre Anti-Corona-Maßnahmen und hoffen auf Touristen

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Heute Nachmittag videokonferiert der deutsche Außenminister Heiko Maas mit seinen Amtskollegen aus Italien, Griechenland, Spanien, Portugal, Malta, Zypern, Kroatien, Slowenien, Österreich und Bulgarien. All diese Länder haben nicht nur gemeinsam, dass sie in der EU sind - sie sind auch beliebte Sommerurlaubsreiseziele von Deutschen.

Das, was bei der Videokonferenz herauskommen soll, hat Thomas Bareiß, der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, den Stuttgarter Nachrichten bereits vorab verraten: Die wegen der Coronakrise geltende weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amts soll "nach dem 14. Juni Geschichte sein", weshalb "wir unsere Sommerferien nicht nur im Inland, sondern auch im europäischen Ausland verbringen können".

13 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts

Der italienische Ministerpräsident Giuseppe will die Grenzen seines Landes bereits am 3. Juni für Urlauber öffnen, wie er am Wochenende verkündete. Damit, so Conte, gehe man zwar ein Risiko ein - aber mit einer Ansteckungsrate unter 1 und etwa 7.000 inzwischen wieder freien Intensivstationsbetten sei dieses Risiko "kalkuliert" und müsse "akzeptiert" werden, da man sonst "nie wieder anfangen" könne. Die Tourismusbranche, die vor der Krise 13 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftete, muss ihre Kunden allerdings zu neuen Verhaltensregeln erziehen: In Gaststätten müssen sie nun einen Mundschutz tragen, der nur an den Tischen abgelegt werden darf.

Geöffnet werden die italienischen Gaststätten bereits heute. Ebenso wie die italienischen Friseure, die über zwei Monate lang geschlossen hatten und nun bis in den Juni ausgebucht sind. Auch Besuche von Freunden sind jetzt wieder erlaubt. Die "Autocertificazione", mit der Italiener bis zum Wochenende Aufenthalte außer Haus begründen mussten, brauchen sie seit heute nur noch, wenn sie ihre Heimatregionen verlassen.

"Freuden des griechischen Sommers"

Die griechische Regierung ist etwas zurückhaltender als die italienische und will ihre Grenze erst am 1. Juli wieder öffnen. Der griechische Außenminister Nikos Dendias wirbt aber schon jetzt in einem Interview mit dem indirekt SPD-eigenen Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) um deutsche Touristen, die "auch in diesem Jahr die Freuden des griechischen Sommers genießen" sollen. Griechenland, so der Rechtsanwalt aus Korfu, sie nämlich ein sicheres Land - sowohl für seine Bürger als auch für seine Gäste.

Damit bezieht er sich auf den auch international beachteten relativen Erfolg beim Bekämpfen der Ende Februar durch eine Italienreisende und eine Pilgergruppe eingeschleppte Seuche. Anders als in Deutschland verbot man in Griechenland sofort nach dem Bekanntwerden des ersten Falls alle Faschingsveranstaltungen. Zwei Wochen später, am 10. März, waren alle griechischen Schulen geschlossen. Sie beginnen erst jetzt nach und nach wieder mit dem Unterricht (vgl. Griechenland: Schulöffnung mit kaum erfüllbaren Regeln).

Schon wieder Buchungen für die Balearen

Griechenlands Grenzen zu Albanien und Nordmazedonien sind seit dem 16. März nur mehr für Warentransporte offen. Die Ausgangsbeschränkungen mit Zertifikatspflicht, die ab dem 23. März galten, wurden bereits im April teilweise wieder gelockert. Nun, so Dendias, wird auch "die Bewegungsfreiheit […] innerhalb des Landes wiederhergestellt, unsere Hotels bereiten sich auf ihre Wiedereröffnung vor, unsere Strände sind wieder zugänglich und archäologische Stätten öffnen wieder für die Öffentlichkeit". Die Akropolis und die Badeanstalten können von Einheimischen bereits seit heute wieder besucht werden, Gaststätten sollen am 25. Mai folgen.

In Spanien kann man in manchen Städten schon heute wieder in Straßencafés sitzen und Freunde treffen. Wer aus einem anderen Land einreist, muss sich dort aber weiterhin zwei Wochen lang in Quarantäne halten - auch dann, wenn ihm eine Finca oder eine Ferienwohnung gehört (vgl. Spanien tritt Quarantäne-Krieg los). Deutsche Reiseunternehmen nehmen trotzdem schon wieder Buchungen für Ziele in Spanien entgegen. Ein TUI-Sprecher sagte der Bild-Zeitung, man plane "Ende Juni oder Anfang Juli" die Wiederaufnahme von Urlaubsflügen nach Mallorca und auf andere Baleareninseln.

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