Wir retten Menschenleben mit Menschenleben, ohne darüber zu verhandeln

Seite 4: Dokumentation: Palmers Aussage

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Aus dem Gespräch mit dem SAT1-Frühstücksfernsehen am 26. April 2020 unter dem Titel "Deutschland gesund aber pleite": Der Moderator spricht mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). Aufhänger ist die Aussage von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), nicht alles sei dem Schutz des Lebens unterzuordnen.

Moderator: "Diese Diskussion ist ja deswegen vor allem so unglaublich gefährlich, weil man wirtschaftliche Kraft nicht mit Menschenleben aufwiegen darf. Und trotzdem müssen wir über die Zukunft sprechen, weil viele Menschen schlichtweg Angst haben, dass es danach wirtschaftlich nicht mehr weitergeht, wir müssen unser Leben finanzieren. [...]"

Palmer: "Ich glaube, dass es ihm darum geht, dass wir tatsächlich alle irgendwann sterben und auch das Grundgesetz das nicht verhindern kann. Und wenn Sie die Todeszahlen anschauen durch Corona, dann ist es bei vielen so, dass eben Menschen über 80 insbesondere sterben. Und wir wissen, über 80 sterben die meisten, irgendwann.

Also ist Corona nicht wie Ebola eine Krankheit, die 20-Jährige mitten aus dem Leben reißt, sondern tödlich ist sie für hochaltrige Menschen, fast ausschließlich. Und insoweit müssen wir abwägen, ich sag's Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären, aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.

Aber die weltweiten Zerstörungen der Weltwirtschaft sorgen nach Einschätzung der Uno dafür, dass der daraus entstehende Armutsschock dieses Jahr eine Millionen Kinder zusätzlich das Leben kostet. Da sieht man: Es ist ein Medikament mit Nebenwirkungen, wir müssen es richtig dosieren."

Moderator: "Sie müssen gestatten, mir stockt trotzdem immer der Atem, wenn man dann darüber spricht, dass es einige Opfer fordern muss, denn es wird eine unfassbar moralische Diskussion, und es trifft auch gesunde, vermeintlich gesunde junge Menschen. [...]"