Wird die Tesla-Gigafactory in Brandenburg zum Rohrkrepierer?

Mit dem Bau der Tesla-Gigafactory wurden vielleicht doch noch keine vollendeten Tatsachen geschaffen. Foto: Michael Wolf / CC-BY-SA-3.0

Sollte die Tesla-Fabrik in Grünheide scheitern, wäre das ein herber Rückschlag für den Autobauer. Wurden die Ausbaupläne deshalb schon zurückgenommen?

Die Irritationen um Tesla in Grünheide gehen weiter: Am Sonntag hatte die Automobilwoche berichtet, der US-Elektroautobauer habe seine Ausbaupläne für die "Gigafactory" im brandenburgischen Grünheide auf unbestimmte Zeit verschoben – Elon Musk soll die Entscheidung persönlich getroffen haben.

Zuvor seien konkrete Pläne dafür ausgearbeitet worden, die Kapazität der Fabrik auf eine Million Fahrzeuge im Jahr zu erhöhen. Das wäre eine Verdoppelung im Vergleich zur aktuellen Ausbaustufe. Und perspektivisch werde angestrebt, zwei Millionen Elektroautos pro Jahr in Grünheide von den Bändern rollen zu lassen.

Unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete die Automobilwoche nun, die Pläne für den Ausbau seien auf Eis gelegt worden. In Brandenburg ist seitdem Rätselraten angesagt. Gegenüber der Märkischen Oderzeitung (MOZ) dementierte Tesla den Bericht. Auch im Brandenburger Wirtschaftsministerium sagte man demnach, dass keine konkreten Zeitpläne für den künftigen Ausbau vorlägen.

Der Konzern plant laut Automobilwoche aber eine höhere Kapazität im Presswerk in Grünheide, was als Hinweis darauf gewertet wird, dass am Standort künftig mehr als 500.000 Autos gefertigt werden sollen.

Der Ostbeauftrage der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), zeigte sich auf jeden Fall schon begeistert von dem Werk. Als er am Montag Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) besuchte, sagte Schneider, der Fabrikbau sei eine "absolute Erfolgsgeschichte".

Eine Klage, die das Projekt stoppen könnte

Der Fabrikbau könnte tatsächlich eine Erfolgsgeschichte werden, wenn da nicht das leidige Thema mit der Wasserversorgung wäre. Nächste Woche will das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) über die Klage von Umweltverbänden entscheiden, die nicht Tesla direkt betrifft, sondern den Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE).

Sollte das Gericht aber der Klage stattgeben, dann wäre der Wasserverband vermutlich nicht in der Lage, Tesla mit den vereinbarten 1,4 Millionen Kubikmetern Wasser im Jahr zu versorgen.

Die Klage habe das Potenzial, das fünf Milliarden Euro teure Projekt weiter zu verzögern oder sogar ganz zu stoppen, hieß es jetzt bei der Nachrichtenagentur Bloomberg. Daraus könnte ein kostspieliger Rückschlag für die Expansion des Autoherstellers werden. Denn der Konzern brauche eine Produktionsstätte in Europa, um den schnell wachsenden Markt zu bedienen, der in den nächsten Jahren größer sein könnte als in den USA.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) versuchte zwar immer wieder zu beschwichtigen und betonte dabei, dass die Wasserversorgung für das Werk sicher sei. Aber einen Teil der Probleme sieht Bloomberg auch bei Elon Musk selbst, der mit kurzfristigen Änderungen der Pläne den Genehmigungsprozess verzögert habe.

Wenn Führungskräfte für den Betriebsrat kandidieren

Auch wenn die endgültige Genehmigung für das Tesla-Werk in Grünheide noch aussteht, arbeiten dort nach Erkenntnissen der IG Metall etwa 2.600 Menschen, die jetzt aufgerufen sind, einen Betriebsrat zu wählen. Die Gewerkschaft appellierte an die Belegschaft, sich an der Wahl zu beteiligen.

"Sehr wichtig ist, dass Betriebsräte repräsentativ zusammengesetzt sind, dass sie ihr Mandat wahr- und ernst nehmen und vom Management unabhängig agieren", sagte IG-Metall-Bezirksleiterin Birgit Dietze.

Doch das dürfte sich momentan nicht realisieren lassen, denn bislang hatte das Unternehmen nach Gewerkschaftsangaben vor allem leitende Mitarbeiter, mittleres Management und Ingenieure gesucht. Erst wenn die Produktion startet, werden mehr Arbeiter im Betrieb sein; dann soll die Belegschaft auf knapp 12.000 Personen aufgestockt werden.

In der Vergangenheit hatte die Gewerkschaft auch gemutmaßt, die Betriebsratswahl könnte von der Firmenleitung gesteuert worden sein. Tesla hatte das aber bislang abgestritten und unterstrichen, dass es sich um eine Initiative allein der Beschäftigten handle.

Bei der Wahl gibt es allerdings Listen, die eine Nähe zum Management vermuten lassen. Die Liste "Giga Voice" soll rund 50 Namen umfassen. Mit dabei soll eine höhergestellte Managerin sein – und andere Kandidaten der Liste sollen ebenfalls aus Managementkreisen stammen. Andere Listen sollen dagegen diverser zusammengesetzt sein.