Wo Sie in Deutschlands Seen und Flüssen baden können – und wo nicht
Badevergnügen in Deutschlands Gewässern. Wasserqualität in Flüssen mitunter getrübt Was Sie vor dem kommenden Sommerwochenende beachten sollten.
Im Hochsommer laden viele Seen und Flüsse zum Baden ein. Die Qualität unserer Gewässer hat sich verbessert. Wie steht es mit den Flüssen, die durch Städte fließen? Sind sie sauber genug, um darin zu baden? Diese Frage stellen sich auch viele Zuschauer der Olympischen Spiele. Dort sorgt der Triathlon-Wettkampf im immer wieder verschmutzten Pariser Stadtfluss Seine seit Wochen für Ärger.
Die gute Nachricht: In Deutschland sind die meisten Badeseen, Flüsse und Küstengewässer sauber. Das ist das Fazit des jährlichen Berichtes der EU-Umweltagentur EEA (European Environment Agency).
So wurden mehr als 96 Prozent der deutschen Badeseen, Flüsse und Küstengewässer mit der Höchstnote "ausgezeichnet" oder "gut" bewertet. Nur sieben der in Deutschland analysierten Badestellen wurden als mangelhaft eingestuft.
Mehr als 85 Prozent der Badegewässer in Europa erfüllen strengste Qualitätsstandards mit ausgezeichneter Qualität. Neun von zehn Badestellen hierzulande werden als "ausgezeichnet" eingestuft. Damit besetzt Deutschland den achten Platz im diesjährigen EU-Badegewässerbericht.
Für ihre Analyse wertete die EEA mehr als 13.000 Wasserproben aus – von rund 2.300 deutschen Badegewässern. Getestet wurden vor allem Seen und Talsperren, aber auch Wasser vor den Küsten. Den kleinsten Teil der Daten betreffen Flüsse.
Der Bericht zeigt zudem, wie sich die hygienische Qualität eines Badegewässers im Trend entwickelt. Zu diesem Zweck wertet man die Untersuchungsergebnisse aus vier vergangenen Badesaisons aus und stuft die Badegewässerqualität anhand der Vorgaben der EU-Badegewässerrichtlinie ein, erklärt Alexandra Schmidt vom Umweltbundesamt.
Verschlechtert sich aufgrund von extremen Starkregen und Hochwasser die Wasserqualität, werden aus Sicherheitsgründen Badestellen gesperrt. Zudem kann die Wasserqualität an Flüssen oder Seen stark schwanken. Grundsätzlich aber hat sich die Wasserqualität vieler Flüsse in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.
Badetauglich ist ein Fluss mit ausreichender Wasserqualität
Flüsse erfüllen diverse Funktionen: Sie kurbeln Turbinen von Kraftwerken an und liefern Kühlwasser für Maschinen. Heftige Niederschläge können verschmutztes Oberflächenwasser und Abwässer aus Kläranlagen in Flüsse schwemmen.
Hochwasser und starke Strömungen können Treibgut mit sich reißen und Sedimente aufwirbeln. Zudem erzeugt die Schifffahrt gefährliche Strudel wie Heckwellen und Rückströmungen. Lebensgefährlich für Schwimmer sind auch Brücken, Wehren und Schleusen.
Will ein EU-Land einen Fluss als Badegewässer ausweisen, muss es den Bakteriengehalt regelmäßig prüfen. Denn damit ein Fluss oder See in der EU als badetauglich gilt, muss die Wasserqualität stimmen. So dürfen Grenzwerte der Bakterien E-Coli und Enterokokken nicht überschritten werden.
E-Coli-Bakterien seien ein Indikator für fäkale Belastung, weiß Jörg Drewes, Experte für Wasserbehandlung der Technischen Universität München. Eine hohe Anzahl an E-Coli deutet aber auch auf andere Keime hin.
Industrie und Landwirtschaft beeinträchtigen Wasserqualität
Ein Problem ist, dass durch Kläranlagen und Landwirtschaft auch Pestizide oder Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff in die Gewässer gelangen. Diese Nährstoffe begünstigen das Wachstum von Blaualgen, sonstigen Algen und Wasserpflanzen. In vielen Gewässer sei zu viel Phosphor.
Laut Volker Mohaupt, Fachgebietsleiter für Binnengewässer beim Umweltbundesamt braucht eine Algenpopulation drei Tage, um in einigermaßen konstanten Verhältnissen aufzuwachsen. Ist diese Zeit in großen Seen oder gestauten Gewässern erreicht, kann es zu einer Blaualgenblüte kommen. In fließenden Gewässern sieht der Wasserexperte allerdings keine Gefahr vor der Ausbreitung von Blaualgen.
Einige Flüsse in deutschen Metropolen werden von den örtlichen Umweltbehörden an ausgewiesenen Badestellen engmaschig kontrolliert. In anderen Flüssen kann man immerhin die Füße ins Wasser halten. Grundsätzlich gilt: Wer in einem Gewässer baden will, sollte auf lokale Hinweise achten.
München: Isar hat beste Badequalität
Jahrzehntelang war die Isar, die mitten durch München fließt, zu schmutzig zum Baden. Nach ihrer Renaturierung mäandert die Isar zwischen abgeflachten Steinen am Ufer, bildet Seitenarme, umfließt Ruhezonen und Kiesbänke.
Insgesamt 17 Klärwerke entlang des Flusslaufes zwischen Mittenwald und Moosburg wurden mit UV-Desinfektionsanlagen ausgerüstet, um die Keimzahlen in den eingeleiteten Abwässern zu reduzieren.
Mit Erfolg: Seit dem Sommer 2006 dürfen die Einwohner der bayerischen Millionenstadt wieder ganz offiziell in ihren Fluss springen. "Die Isar ist ein Wildfluss, in dem keine konstante Badewasserqualität garantiert werden kann", erklärt das Wasserwirtschaftsamt München auf seiner Website.
Dennoch kann eine Badequalität leichter erreicht werden als etwa bei der Seine. Denn im Vergleich zu ihr fließt die Isar schneller. Belastungen werden schnell verdünnt und aus der Stadt ausgespült.
Bremen: Baden am Sandstrand der Weser
Die Hauptstadt des kleinsten deutschen Bundeslandes verfügt über einen natürlichen Flussstrand mit goldbraunem Sand. Optimale Badewasserqualität und angenehmen Temperaturen laden zum Baden ein. Das Café Sand ist die einzige offizielle "Flussbadestelle", die nach der EU-Badegewässerverordnung untersucht wird. Ansonsten gilt: Baden auf eigene Gefahr. Wegen des Tidenhubs, dem Unterschied des Wasserstandes zwischen Hoch- und Niedrigwasser, wird vor gefährlichen Strömungen und Sogwirkungen gewarnt. Denn der kann selbst geübte Schwimmer ins Fahrwasser ziehen.
Köln: Baden im Rhein zu gefährlich
Starke Strömungen, viele Strudel und der Sog vorbeifahrender Schiffe: Direkt im Zentrum Kölns kann das Baden lebensgefährlich sein. Ruhiger zeigt sich der Rhein ein Stückchen südwärts von Köln am Playa Rodenkirchen.
Dort liegt auch der Badestrand mit natürlichem, hellem Sand und einer Liegewiese. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft rät jedoch grundsätzlich davon ab, im Rhein zu baden. Es wird lediglich empfohlen, sich die Füße darin abzukühlen.
Berlin: Baden auf der Spree und ihren Nebenflüssen
Im Industriezeitalter wurde der einst saubere Fluss zur Kloake. Doch dank mehrerer Umweltprojekte besitzt der Spree-Kanal heute wieder Badewasserqualität. Im kommenden Jahr soll sogar ein Bad eröffnen. Allerdings: Bei Sturz- und Dauerregen in Neukölln, Kreuzberg und Friedrichshain laufen oft die Mischwasserkanäle über und die dreckige Brühe läuft dann auch in die Spreearme – was Baden gefährlich macht.
Aus diesem Grund und wegen geringer Fließgeschwindigkeit und Wassermenge hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales das Baden in der Spree und den Kanälen verboten.
Baden kann man trotzdem: im "Badeschiff" – ein zu einem Schwimmbecken umgebauter Kahn. Ausgezeichnete Badewasserqualität hingegen bieten die Nebenflüsse der Spree, der Oberhavel und Dahme. Hier gibt es insgesamt neun Badestellen. Auch in rückgestauten Flussseen ist Baden offiziell erlaubt – bei angenehmen Wassertemperaturen um die 25 Grad.
Hamburg: Nur Mutige baden in der Elbe
In der Elbe könnte man im Prinzip gefahrlos baden, denn die Wasserqualität hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Trotzdem rät die Behörde für Umwelt und Energie, die bakteriologische Untersuchungen vornimmt, vom Baden in der Elbe ab.
Denn der unsichtbare Sog und Schwell von Schiffen, die über die Bundeswasserstraße schippern, gefährden Badende. Auch die Gezeitenströmung von der Nordsee, die eigene Strömung der Elbe sowie die hohe Sedimentfracht bergen hohe Risiken. Dennoch lassen sich jedes Jahr etliche Mutige nicht davon abhalten, mitten in der Stadt in der Elbe zu baden.
Beliebtester City-Strand ist der Strand Oevelgönne unterhalb der Elbchaussee. Ansonsten stehen den Hamburgern 14 Badegewässer und -stellen zur Verfügung – inklusive Strandleben, Baden und Schwimmen in naturnahen Gewässern.
In Stuttgart und Frankfurt lieber nicht im Fluss baden
An Baden und Schwimmen im Neckar ist nicht zu denken: Aufgrund von Strömungen und Schiffsverkehr ist der Fluss nicht als Badegewässer freigegeben. Auch der Main ist wegen Schiffsverkehr, geringer Sichttiefe und mangelhafter Gewässerqualität nicht zum Baden geeignet: Zwar wurde seit Ende der 1980er-Jahre viel für die Verbesserung der Wasserqualität des Mains getan. Doch die Keimbelastung mit Krankheitserregern wie multiresistenten Erregern ist hoch, weshalb vom Baden dringend abgeraten wird.