Wohin treibt der Ölpreis?

Seite 3: Ölpreisschock durch die Rückkehr Irans auf den Ölmarkt?

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Das alles sind keine Vorzeichen, die darauf schließen ließen, dass die Nachfrage nach Öl oder anderen Rohstoffen demnächst steigen wird. Ein entscheidender Faktor dafür, dass ein weiter fallender Ölpreis zu erwarten ist, wurde bisher noch gar nicht genannt: Mit dem Atomabkommen drängt der Großproduzent Iran zurück auf den Markt. Es wird erwartet, dass die Sanktionen Ende des Jahres fallen. Der darbende Staat steht längst in den Startlöchern, um wieder viel Öl zu verkaufen.

Dem Land ist es dabei egal, wie niedrig der Preis gerade ist. Das machte der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh kürzlich deutlich. Er spricht von einem Marktanteil von einer Million Barrel täglich, die der Iran verloren habe.

In einer Woche könne das Land die Produktion um eine halbe Million Barrel steigern und in spätestens einen Monat könnten es eine Million mehr sein, meinte er. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IAE) fördert der Iran derzeit knapp 3 Millionen Barrel pro Tag. Die IAE ist vorsichtiger als der iranische Ölminister, geht aber ebenfalls davon aus, dass innerhalb einiger Monate die Produktion ohne Probleme auf bis zu 3,6 Millionen Barrel steigen könne.

Hier liegt die Begründung, warum die Weltbank erst kürzlich davor gewarnt hat, dass der Ölpreis noch einmal um 14% oder etwa 10 Dollar absacken wird, wenn die Iran-Sanktionen fallen. Durch eine "vollständige Rückkehr des Iran auf den Weltmarkt" kämen nach Ansicht der Weltbank täglich eine Million Barrel Öl zusätzlich auf den Markt.

Einige Experten schließen auch einen neuen Ölpreisschock nicht aus. Sie glauben, dass das Land mit einem Schlag 20 bis 30 Millionen Barrel Rohöl auf den Markt spülen könnte, um an Geld zu kommen. Das Problem ist, dass dies durch verstärkte Lagerhaltung kaum aufgefangen werden kann, da die Lager schon bis zum Bersten gefüllt sind. Damit hat man auch eine Begründung, warum sich in den USA die Konservativen gegen das Abkommen und ein Ende der Sanktionen stemmen. Kommt Iran zurück auf den Ölmarkt, rückt das Ende des Frackings auf die Tagesordnung und spätestens dann platzt die Blase.

Einige Ölproduzenten stellen sich aber längst auf deutlich niedrigere Preise ein. Kasachstan geht von einem Preis für Erdöl aus, der in Zukunft auch bei 30 Dollar liegen könne. Präsident Nursultan Nasarbajew meinte kürzlich, man müsse sich auf eine "neue wirtschaftliche Realität" einstellen. Der zweitgrößte Erdölproduzent im ehemals sowjetischen Raum hat auch gerade die bisherige Bindung an den Dollar aufgeben.

Die Frage ist, ob sich das Land die teure Unterstützung der Währung nicht mehr leisten konnte oder die mehrfache Abwertung des Renminbi den Ausschlag gegeben hat, mit dem auch China in den Währungskrieg eingestiegen ist, um billiger exportieren zu können.

Jedenfalls hat der Tenge auf einen Schlag 28% gegenüber dem Dollar an Wert verloren und damit hat das Land deutlich an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Der Präsident hatte die Wechselkursfreigabe auch mit Forderungen von Exporteuren begründet und von einem "notwendigen Wechsel" gesprochen. Damit ist ein weiteres Land in den Abwertungswettlauf eingestiegen. Es ist zu erwarten, dass weitere folgen.