Zarenschlamm und ukrainische Gesänge

Seite 2: Keine Schengen-Visa für Krim-Bewohner

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Bei den Gesprächen, die ich mit Anwohnern der Halbinsel führte, hatte ich den Eindruck, dass es auch auf der Krim viel Kritik gibt. Manche Bürger erregten sich, dass sie mit viel Bürokratie konfrontiert sind, ihre Autos mit russischen Nummernschildern neu registrieren lassen müssen. Die ukrainischen Dokumente über Wohnungseigentum behalten ihre Gültigkeit. Wer jedoch sein Haus oder seine Wohnung verkaufen will, muss seine Wohnung nach russischem Recht neu registrieren lassen.

Neben der Umstellung auf russisches Recht sind die westlichen Sanktionen gegen die Krim für die Bürger der Halbinsel immer noch schmerzhaft. Westliche Botschaften stellen für Krim-Bewohner keine Schengen-Visa aus, erklärte Jewgeni Iwanow, Leiter der Konsulats-Abteilung des russischen Außenministeriums gegenüber dem Moskauer Kommersant.

Westliche Investoren trauen sich noch nicht auf die Insel. Selbst russische Großbanken sind abgezogen. Doch die Verwaltung der Krim findet Lösungen. Die Abwicklung neuer Investitionsprojekte, wie den Bau eines neuen Flughafenterminals in Simferopol übernehmen kleine, kaum bekannte Finanzinstitute von der Krim, die Genbank und die RNKB (Russisch Nationale Geschäftsbank).

Behandlungen im Krankenhaus sind jetzt fast kostenlos

Nicht alle kritisieren. Am Busbahnhof von Jalta treffe ich Olga und Vika. Sie sind beide 25 Jahre alt und in der Gastronomie im Umland von Jalta beschäftigt. In Jalta wollen sie zum Friseur und etwas einkaufen.

Vika kommt eigentlich aus der Ukraine. Dort wohnen auch noch ihre Eltern. Vika kann vergleichen, wie das Leben in der Ukraine läuft und wie es seit zwei Jahren auf Krim zugeht. "Als meine Mutter ins Krankrenhaus kam, wollten sie Geld. Ich sagte, wir sind eine große Familie mit mehreren Kindern, ob sie nicht wenigstens eine Ermäßigung geben können. Erst als ich einen Aufstand machte, wurde meine Mutter im Krankenhaus aufgenommen. Jeder Arzt verlangt Geld. Dabei war die staatliche Gesundheitsversorgung angeblich kostenlos."

Vika und Olga. Bild: U. Heyden

Auf der Krim müsse man jetzt zwar ein bis zwei Monate auf einen Operationstermin warten. Die Operation sei aber kostenlos. Nur für Medikamente und Sonderbehandlungen müsse man bezahlen.

Einmal sei sie in der Ukraine beklaut worden, erzählt Vika. Ein Polizist habe 1.000 Dollar verlangt, dann werde er den Täter finden. Früher waren auf der Krim die Soldaten, Lehrer und das Krankenhauspersonal die am schlechtesten Bezahlten, erzählt Olga. Heute hätten diese Berufsgruppen die höchsten Löhne. Ein Zeitsoldat bekomme heute 675 Euro im Monat.