Zwischen den Corona-Wellen
Seite 4: Und nun das Wetter … Von Wolfgang Pomrehn
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Haben sich die Grünen in ihrem kürzlich verabschiedeten Wahlprogramm verrechnet oder tricksen sie gar? Wenn es um die Klimakrise und die Begrenzung der globalen Erwärmung geht, ist die Gretchen-Frage letztlich, wie viel Treibhausgase (CO2) noch emittiert werden können. Denn diese reichern sich in der Erdatmosphäre an und die globale Durchschnittstemperatur hängt direkt mit der CO2-Konzentration zusammen.
Wie das Programm der Grünen feststellt, hatte der "Weltklimarat" IPCC festgestellt, dass ab 2018 noch 420 Milliarden Tonnen CO2 emittiert werden dürfen. Dann gebe es zumindest eine 66-prozentige Chance, die Erwärmung entsprechend eindämmen zu können.
Für 83 Millionen Deutsche macht das einen Anteil von knapp 4,5 Milliarden Tonnen, wovon aber 2018 und 2019 bereits in etwa 1,4 Milliarden emittiert wurden. Blieben also noch 3,1 Milliarden Tonnen.
Die Grünen gehen allerdings in ihrem Programm von mehr als dem Doppelten aus. Deutschland könne ab 2020 gerechnet noch maximal 6,6 Milliarden Tonnen CO2 emittieren, wenn das Ziel der Begrenzung der Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau eingehalten werden soll.
Doch dem scheint ein Rechenfehler zugrunde zu liegen. Oder vielleicht hat man auch nicht so genau gelesen. Das Wahlprogramm beruft sich nämlich auf ein Gutachten (Seite 52) des Sachverständigen Rats für Umweltfragen aus dem vergangenen Jahr. Dort ist jedoch die Rede davon, dass wir – mit 67-prozentiger Chance – bei 1,75 Grad Celsius Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau landen, wenn wir noch 6,7 Milliarden Tonnen CO2 emittieren.
Oder mit anderen Worten, auch die von den Grünen anvisierten Ziele für 2030 – Minus 70 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 – werden nicht reichen, um das in Paris definierte 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Immerhin wollen sie aber künftig alle Maßnahmen und Gesetze an dem vom CO2-Budget vorgegebenen Rahmen anpassen.
Das würde – für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich derlei gegenüber dem künftigen schwarzen Koalitionspartner durchsetzen ließe – dafür sorgen, dass die Klimaziele nachträglich weiter verschärft werden.
Das Problem auch hier: Es bleibt blumig und damit offen für allerlei Zugeständnisse und Versteckspielereien im Rahmen von Koalitionsverhandlungen. Die Grünen übernehmen zwar formal wichtige Ziele von Fridays for Future, bleiben aber bei den Instrumenten zu deren Umsetzung vage. Die Klimabewegung wird nach der Wahl vor der Frage stehen, ob sie sich auf derlei Detaildiskussionen einlässt oder lieber weiter außerparlamentarischen Druck für konkrete Forderungen organisiert.
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