Britische Truppen verlassen Irak bis Juni 2009

Militärbasis in Basra soll US-Hauptquartier werden

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Großbritannien wird die sechsjährige Besatzung des südlichen Teils des Irak in den nächsten Monaten beenden. Im März nächsten Jahres soll der Truppenabzug beginnen und im Juni sollen die letzten britischen Soldaten Basra verlassen, meldet heute der Guardian. Die Zeitung stützt sich auf Informationen einer "höherrangigen Quelle" aus dem Verteidigungsministerium.

Die britische Basis bei Basra, die lange Jahre häufigen Angriffen ausgesetzt war, aber seit zwei Monaten eine Kampfpause erlebe - unterbrochen nur von kleineren Zwischenfällen -, wird nicht an Iraker übergeben. Sondern von einer größeren Einheit amerikanischer Soldaten übernommen, die dort ein eigenes Hauptquartier einrichten - aus Sicherheitsgründen. Eine besondere Rolle dürfte dabei spielen, dass von dort aus der Nachschub aus Kuweit gesichert wird.

Premier Brown hatte schon länger davon gesprochen, dass die britische Mission Mitte nächsten Jahres sich "fundamental ändern" werde, aber erst jetzt werden aus dem Verteidigungsministerium konkrete Rückzugspläne mit einem deutlich markierten zeitlichen Verlauf bekannt. Ablauf, Modalitäten und Sicherheitsvorkehrungen des britischen Rückzugs sollen monatelang in britischen und amerikanischen Kommandostäben besprochen und geplant worden sein.

Zunächst sucht man noch ein legales Mandat von irakischer Seite für die ausstehenden Monate. Auch für die britische Militärpräsenz läuft ja Ende des Jahres das UN-Mandat aus. Im Gegensatz zu den zähen SOFA-Verhandlungen zwischen den USA und Irak (siehe US-Regierung muss weitgehende Zugeständnisse machen) erwarten britische Offizielle ein reibungsloses, zügiges Durchwinken des Status-of-Forces-Agreement bis Ende diesen Jahres. Dass man jetzt die Rückzugspläne öffentlich macht, wird das Procedere erleichtern.

Bis Ende Juni sollen bis auf 400 alle 4100 britischen Soldaten aus Basra abgezogen sein, berichtet der Independet. Die vierhundert Soldaten sollen "auf Bitten der Iraker" bleiben, um beim Aufbau von Offiziersschulen zu helfen und bei der Ausbildung irakischer Marinesoldaten. Man will den Abzug langsam angehen und das Tempo später steigern. Der größte Teil der Ausrüstung soll im Zuge der Operation Archive nach Großbritannien verbracht werden; laut Independent ist Operation Archive schon seit einiger Zeit im Gange. Man will allmählich abbauen, um lange Konvois, die ein leichtes Ziel abgeben, zu vermeiden.

Predator-Überwachungsdrohnen und Merlin-Hubschrauber sollen nach Afghanistan überstellt werden. Pläne, dass sich die britische Präsenz dort "fundamental ändern" werde im Sinne der irakischen Mission, sind nicht bekannt. Im Gegenteil derzeit erwägt man eine befristete Truppenaufstockung in Helmand wegen der Wahlen im September nächsten Jahres.