China-Paranoia

Karte der politischen Gliederung von Äquatorialguinea, Stand 2020. Karte : NordNordWest/CC BY-SA 3.0 DE

Geografie-Kenntnisse sind keine Voraussetzung für einen Job in einem US-Leitmedium

Die Volksrepublik China strebe an, einen Militärstützpunkt in Äquatorialguinea eröffnen, schreibt das in New York erscheinende Wall Street Journal.

Äquatorialguinea liegt an der afrikanischen Atlantikküste, eingeklemmt zwischen Kamerun und Gabun. Dank Erdöl- und Erdgasexporten hatte es laut Fischer Weltalmanach 2017 ein Bruttonationaleinkommen von 7.060 US-Dollar pro Kopf, was deutlich mehr als in vielen Nachbarländern ist. In den Weltbankdaten ist ein seit 2008 abnehmender Trend zu sehen. Offensichtlich korreliert das Nationaleinkommen stark mit dem Ölpreis.

Der hat übrigens zuletzt wieder etwas nachgelassen, aber hier soll es weder um den Ölpreis noch die wirtschaftliche Lage Äquatorialguineas, sondern um Chinas vermeintliche Pläne und die Reaktion in den USA darauf gehen.

Wenn die Meldung stimmt – die Zeitung beruft sich auf Geheimdienstquellen – wäre das Chinas zweiter Stützpunkt außerhalb seines eigenen Territoriums und der erste am Atlantik.

Einen anderen kleinen Stützpunkt gibt es bereits in Dschibuti am Horn von Afrika. Dort übrigens in Nachbarschaft zu Stützpunkten der USA, Frankreichs, Großbritanniens, Japans und Saudi-Arabiens.

Das konservative Wirtschaftsblatt aus dem Herzen der US-Ökonomie scheint jedenfalls in heller Aufregung. Mit einem solchen Atlantik-Stützpunkt seien chinesische Kriegsschiffe in der Lage, sich "gegenüber der US-Ostküste" auszurüsten und zu überholen.

Übrigens: Das afrikanische Land hat seinen Namen daher, dass es am Äquator liegt. Gegenüber von ihm ergießt sich der Amazonas in den Atlantik, der bekanntlich vor allem durch Brasilien fließt.

Die nächstgelegene US-Küste wäre die von Florida, ungefähr 25 Breitengrade nördlich des Äquators. Ein Containerfrachter braucht bei einer Geschwindigkeit von zehn Knoten gut 26 Tage für die Fahrt von Bata in Äquatorialguinea nach Miami im Südosten der USA.

Dagegen braucht ein Schiff mit gleicher Geschwindigkeit von der US-Insel Guam rund neun Tage nach Shanghai. Auf Guam sind strategische Atom-Bomber, ein U-Boot-Kommando sowie Teile der US-Pazifikflotte stationiert. Die dortigen Stützpunkte sollen weiter ausgebaut werden, wie der Sender CNN kürzlich berichtete.

Aber das 1898 von Spanien geraubte Guam ist keineswegs die einzige US-Präsenz in Chinas Nachbarschaft. Von den US-Stützpunkten auf Okinawa, auf den japanischen Hauptinseln und in Südkorea, wo alles zusammen mehr als 80.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert sind, ist China noch erheblich näher.

Die liegen nämlich tatsächlich gegenüber der chinesischen Küste, und zwar, ohne dass ein Ozean dazwischen wäre.