Der Rubel rollt nicht mehr

Russland lässt seine Währung abwerten und hofft auf höheren Ölpreis. Deutsche Exporteure haben hingegen ein Problem.

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Die russische Zentralbank hat zum 12. Mal innerhalb der letzten sieben Wochen eine Abwertung des russischen Rubels zugelassen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Im Rahmen der globalen Krise ist die russische Währung seit dem Sommer unter erheblichen Druck geraten. Seit dem Ölpreishoch Anfang Juli ist der Preis für ein Fass "Ural crude" um 78 Prozent auf 32,34 US-Dollar gefallen. Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt im kommenden Jahr wäre ein Preis von 70 US-Dollar nötig, in etwa der Preis, der auch von der OPEC angestrebt wird.

Ein Grund für die Abwertung dürfte sein, dass dadurch Devisen eingespart werden, die andernfalls für Stützungskäufe hätten ausgegeben werden müssen. Seit August letzten Jahres hat der russische Devisenschatz bereits um 25 Prozent abgenommen, weil die Behörden eine zu schnelle Abwertung vermeiden wollten. Nach Angaben der russischen Zentralbank konnte er sich jedoch zuletzt ein wenig erholen und liegt jetzt bei 450,8 Milliarden US-Dollar. Der Dollar dient übrigens nur als Verrechnungseinheit, denn im Devisenschatz sind auch Währungen wie Euro, britisches Pfund und Schweizer Franken. Die genaue Zusammensetzung ist unbekannt.

Mit dem Argument, Russland würde seine Devisenreserven für die Verteidigung seiner Währung verschwenden, hatte die Ratingagentur Standard & Poor's vor kurzem die Bewertung des Landes zum ersten Mal seit neun Jahren herabgestuft. Damit wird Moskau künftig auf Kredite, die im Ausland aufgenommen werden, höhere Zinsen bezahlen müssen.

Für die Exporteure aus dem Euro-Raum bedeutet die Rubelabwertung eine zusätzliche Erschwerung der Geschäfte, da sie ihre Produkte verteuert. Der Euro hat in den letzten Wochen nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern auch gegenüber vielen anderen Währungen wichtiger Handelspartner deutlich an Wert zugelegt. Besonders die deutsche Volkswirtschaft, die mehr als alle anderen großen Handelsnationen vom Export abhängt, bekommt das zu spüren.