Die Minderjährige, junge Frauen und Il Cavaliere

Berlusconi wird auch vom Vatikan angegriffen, sieht sich aber nur einer Kampagne der Linken ausgesetzt, die ihm seine Popularität neide.

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Der mit ästhetischer Chirurgie aufgepäppelte Berlusconi – gerne "il cavaliere" genannt -, umgibt sich gerne mit jüngeren Frauen. Das gehört sich so als Medien- und Machtmensch. Und weil der gewählte Herrscher Italiens sich seine eigene Partei geschaffen hat, die auch noch "Volk der Freiheit" heißt, wählt er persönlich die Kandidatinnen aus, die er gerne nach Brüssel ins Parlament schicken würde. Schön – zumindest nach seinem Verständnis – sollen sie sein, jung auch, wohl medientauglich und ihm vermutlich dankbar.

Berlusconis Frau Veronica will sich nun von dem 72-jährigen Gockel, der sich auch gerne mal über andere Regierungschefs lustig macht und sich narzisstisch als bester und beliebtester betrachtet, scheiden lassen. Was sie auch öffentlich verkündet hat, wodurch nun die Affäre Berlusconi vor aller Augen, wie es sich für einen Medienmogul gehört, ausgewälzt wird. Veronica war nicht nur über die Showgirls und Sängerinnen gekränkt, die ihr Mann für Brüssel aufstellen wollte – die Partei des Patriarchen hielt sich ruhig -, sondern vor allem auch darüber, dass "il cavaliere" auch mit minderjährigen Mädchen herumturtelt. Der war zum 18. Geburtstag von Noemi Letitzia geeilt, während er nicht einmal mit seinen eigenen Kindern Geburtstag gefeiert habe. Indirekt warf ihm Veronica vor, er verkehre auch mit Minderjährigen.

Berlusconi streitet natürlich alles ab, fordert von seiner Frau, sie solle sich entschuldigen, und sieht sich mal wieder eine Kampagne der kaum noch vorhandenen Linken in Italien und der Presse ausgesetzt, wie er in einem Interview mit Porta a Porta sagte. Die könnten einfach seine unglaubliche Popularität nicht akzeptieren, da er von 75 Prozent der Italiener geschätzt werde. Mit der Liste der Partei für das Europaparlament habe er auch nichts zu tun, aber er sei auf der Suche, die politische Klasse zu erneuern. Überhaupt verehre er halt die "andere Hälfte des Himmels", die Frauen seien "mutig, ernst und pünktlich". Die Angelegenheit werde, so versicherte er, die Beziehungen zu den Katholiken und zum Vatikan nicht verschlechtern. Zum Vatikan habe er sowieso die besten Beziehungen.

Allerdings wurde Berlusconi unter anderem auch schon deswegen aus dem Vatikan gerüffelt, weil er nach seiner Scheidung noch einmal geheiratet hat – aber nicht kirchlich. Einige seiner Kinder sind auch nicht verheiratet, so dass er uneheliche Enkel hat. Nun wird Berlusconi auch wegen seiner "Gunstbeweise" gegenüber jungen Frauen vom Vatikan kritisiert. Er habe ein "instrumentales Verständnis der Frau", wirft ihm Rossana Sisti in der Tageszeitung der italienischen Bischofskonferenz Avvenire vor, die erwählten Kandidatinnen müssten „schön, jung, gefällig … möglichst bereitwillig“ sein. Und er pflege einen "skrupellosen Gebrauch der Macht“. Genügsamkeit wird vom Cavaliere gefordert, letztlich müsse er Vorbild sein, Werte seien nicht gleichgültig.