Die hessische Dampfwalze

In Frankfurt wird der erste Spatenstich für den Flughafenausbau gefeiert

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Wie gut ein rücksichtsloses Vorgehen gegen Umwelt und Lebensbedingungen der Menschen mit einer autoritären Gesinnung zusammenpasst, demonstriert zur Stunde Hessens Ministerpräsident Roland Koch und die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafen Fraport AG. Gemeinsam feiert man heute den ersten Spatenstich für den Ausbau des Rhein-Main-Airports. Obwohl der Grund und Boden noch nicht rechtskräftig erworben ist und vor Gericht noch Beschwerden gegen das Planfeststellungsverfahren anhängig sind.

Der Verkehrsclub Deutschland weist darauf hin, dass diese Eile, mit der man den Widerspruch der Bürger in der Nachbarschaft niederbügeln will, keinerlei ökonomische Rechtfertigung hat. Der Flughafen würde – berücksichtigt man die Auswirkungen auf andere Branchen – in der Summe eher Arbeitsplätze vernichten, als neue schaffen. Außerdem zeichne sich ab, dass der gegenwärtige Umsatzeinbruch der Airlines nicht konjunkturell sondern strukturell bedingt sei.

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood weist zudem auf die besondere Geschmacklosigkeit der Wahl des Datums hin. Der 8. Mai ist der Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, der auch für die Fraport AG eine besondere Rolle gespielt habe. Die erste Landebahn sei 1944 von jüdisch-ungarischen Zwangsarbeiterinnen angelegt worden, die dafür aus dem KZ Auschwitz in das Außenlager Walldorf gebracht wurden. Wer die Tortur in Frankfurt überlebte, wurde später ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert.

Die Fraport AG, so die Umweltschützer, erwähne diesen Teil ihrer Geschichte in der Firmen-Chronik mit keinem Wort. „Der 8. Mai ist der Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Kriegsendes. An diesem Tag einen Spatenstich für eine Landebahn zu feiern, statt an die Geschichte zu erinnern, zeugt von einer furchtbaren Schlussstrich-Mentalität“, meint die Verkehrsreferentin der Organisation Monika Lege.