Ein Fünftel der jetzt 20-jährigen Südkoreaner soll für den Rest des Lebens Single bleiben

Sinkt die Bereitschaft für feste Beziehungen oder nimmt der Trend zur Asexualität zu?

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Ein düsteres Bild der sexuellen Beziehungen in Südkorea malt das Korea Institute for Health and Social Affairs (KIHASA). Nach einem Bericht des Instituts werden immer mehr Männer und Frauen für den Rest ihres Lebens Singles bleiben.

Leider erfährt man nicht viel von den Bericht, das Ergebnis soll jedenfalls nach Medienberichten sein, dass 23,8 Prozent der Männer, die jetzt 20 Jahre alt sind, auch bis zum Alter von 45 Jahren Singles bleiben werden, zumindest werden sie bis in dieses Alter nicht heiraten – und man geht davon aus, dass Südkoreaner, die bis zu diesem Alter nicht geheiratet haben, dies auch später nicht mehr machen. Sie könnten freilich nur die durch Heirat geregelte Beziehung mit einer Frau ablehnen und einfach ohne Eheschließung zusammen leben oder eine feste Beziehung haben. Bei den Frauen sieht es ähnlich aus. 18,9 Prozent der jetzt 20-Jährigen werden Singles bleiben. Gerade bei den Frauen ist der Anteil derjenigen, die im Alter von über 45 Jahren noch heiraten, sehr gering. Zudem würden sie auch keine Kinder mehr bekommen. Das wiederum lässt die Sorge steigen, dass die Geburtenrate weiter sinken wird. In Südkorea würden kaum Unverheiratete Kinder bekommen. Immer mehr Frauen würden auch schon Mitte der 30er Jahre aufhören, noch an Heirat zu denken, was auch ein Akt der Emanzipation sein dürfte.

Jedenfalls lassen sich die Südkoreaner immer länger Zeit zu heiraten. 1998 war der durchschnittliche Mann bei der Heirat 28,8 Jahre alt, 2012 lag das Alter bereits bei 32,1 Jahren, bei den Frauen stieg das Heiratsalter von 26,6 auf 29,4 Jahren – allerdings steigt auch die Lebenserwartung entsprechend, was heißt, dass Ehepartner auch länger miteinander auskommen müssen. Das wiederum führt zumindest in Deutschland und anderen westlichen Ländern zu einer deutlich steigenden Scheidungsrate der Über-60-Jährigen. Offensichtlich ist die religiös und gesellschaftlich sanktionierte Verpflichtung zu einer festen Beziehung keine soziale Norm mehr, es ist immer weniger verlockend, feste Beziehungen oder Schicksalsgemeinschaften in einer Gesellschaft der Optionen einzugehen. Möglicherweise sinkt die Bereitschaft, im intimen Leben Kompromisse und Einschränkungen der individuellen Freiheit einzugehen. Mit der steigenden Zahl der Singles steigt auch die Zahl der Scheidungen. Bei den 2010 geborenen Jungen und Mädchen würden sich nach den Schätzungen aufgrund des Trends ein Viertel scheiden lassen, nur knapp mehr als die Hälfte würden sich wieder verheiraten, immer mehr würden dann Singles bleiben. 14 Prozent werden mehr als einmal heiraten.

Möglicherweise steckt dahinter auch der Trend zur Asexualität. Nach einer Umfrage in Japan im Jahr 2011 war ein Drittel der jungen Männer zwischen 16 und 19 Jahren und ein Fünftel der 20-24-Jährigen an Sex nicht interessiert oder lehnte ihn gar ab. Das war deutlich mehr als 2008. Fast 60 Prozent der jungen Frauen hatten keine Lust auf Sex. Auch bei den Verheirateten ist Sex immer weniger gefragt. Mehr als 40 Prozent der Verheirateten sagten 2012, dass sie keinen Sex im vergangenen Monat hatten, was durchaus heißen könnte, dass man auf Sex auch ganz verzichtet.