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Neben der Spur

Es kommt auf die Perspektive an, aber manche könnten meinen, sie hätten jetzt Pech gehabt, weil sie Britney bei einer Fahrt mit Uber auf die Ohren kriegen.

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Das erinnert mich an die Nachbarn in meinem Heimatdorf. Herr und Frau S. von gegenüber haben nie eine Butter- oder Kaffeefahrt ausgelassen. Keine entkam ihnen, und nach ihren Worten haben sich die Verkäufer an ihnen den Mund fusselig geredet und die Nerven abgewetzt. Denn nicht eine Schafwolldecke oder sonst ein rentnerkompatibles Heizgerät sind sie bei den S.s losgeworden. Nicht eines.

Aber im Kühlschrank von Herrn und Frau S. haben sich die Butterstücke nur so gestapelt. Alles was man gratis mitbekam, war als erstes eingesackt. Und bei der Heizdeckenshow stellte Herr S. eh immer sein Hörgerat ab, verfiel in Schlaf. Frau S.? Dement, schon lange.

So ähnlich muss man sich das alles jetzt vermutlich bei der jüngsten Viral Marketing Aktion vorstellen, die Britney Spears für einen aktuellen Dance Track losgetreten hat. Via Twitter und Facebook wurde die werte Fangemeinschaft informiert, dass man nur in ausgesuchten Automobilen (die über Uber zu mieten seien) als erste das neue Meisterwerk hören dürfe.

An diesem Tag ist sicher ganz San Francisco im Auto gesessen.

Nun kann man ja zum blonden Hopsehasen stehen, wie man will, musikalisch oder rein vom Prominentenstatus her, aber diese Aktion ist neu und hat bisher nicht Schule gemacht. Unser Leben könnte sonst auch ein wenig kompliziert werden.

"Wenn Sie jetzt auf Google suchen, und nur dort, hören sie die neue Coldplay."

"Die ersten 10.000 in Facebook werden mit Helene Fischer, nicht unter drei Minuten Länge, belohnt."

"Endlich wieder ein Bluescreen. Microsoft widmet Dir heute den neuen Seven-up Werbespot, während das System neu bootet."

Oder so ähnlich. Der Weg durch die digitale Transformation wird ein einziger Hindernislauf und will werbetechnisch bewältigt werden. Da nimmt man sich am besten nichts anderes vor. Wehe wenn man sich in einem Uber Taxi miteinander unterhalten will, der Fahrer wird gleich mit Hinweis auf die neue Spears dazwischen gehen. Wehe man klickt zu früh weg oder gibt sich mit dem ersten Suchergebnis auf Google zufieden, dann geht die Promo einfach von vorne los.

Das erinnert mich wiederum an einen Eisverkäufer in einem Augsburger Kino in den 90ern. Der rief immer dann, wenn keiner vor dem Hauptfilm ein Eis kaufen wollte: "Was, ihr kauft nicht, dann zeige ich Euch den Werbeblock noch einmal." Meistens hat er so vor dem Hauptfilm zwei bis drei Dutzend Eis an den Mann und die Frau gebracht.

Das kann ja heiter werden. Danke, Britney.