Hilflos gegenüber der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko

Obamas Katrina, die US-Regierung scheint wieder einmal handlungsunfähig zu sein

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Weiter läuft eine unbekannte Menge an Öl aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko aus. Was anfänglich noch relativ harmlos wirkte, weil BP die Menge offensichtlich herunterspielte und keine unabhängige Prüfung zuließ, entpuppt sich nun zunehmend als schwere Katastrophe. Anstatt der 800.000 Liter, die aus dem Bohrloch ins Meer strömen, könnten es nach Meinung von Experten 15 Millionen Liter und mehr sein.

Was für Bush die Reaktion des Staates auf den Katrina war, dürfte für Obama die auf die Öl-Katastrophe sein. Nicht nur haben die Behörden völlig versagt, was die Sicherheitsauflagen für die Bohrungen betraf, sie haben auch BP weiter wursteln lassen, ohne massiv einzugreifen. Und noch jetzt erklärt US-Präsident Obama, dass im Golf von Mexiko weiter nach neuen Erdöl- und Gasressourcen gesucht werden muss, ohne strenge Vorschriften entwickelt zu haben, wie künftige Katastrophen zu verhindern sind.

Zwar will er möglicherweise strafrechtlich gegen den Konzern vorgehen und fordert Maßnahmen, um eine weitere Katastrophe zu verhindern, gleichwohl wirkt er hilflos. Immerhin fließt das Öl seit 5 Wochen in das Meer, aber die Regierung verlässt sich auf die bislang gescheiterten Versuche von BP, das Loch zu schließen. Die Androhung, jetzt BP möglicherweise von den Rettungsmaßnahmen auszuschließen, wenn es nicht bald klappt, kommt viel zu spät. Immer noch sagen die Verantwortlichen der Küstenwache, dass nur BP das Wissen habe, wie man das Bohrloch schließen könne.

Die Macht des Weißen Hauses scheitert offenbar an den vielen Interessen und der Bürokratie. Deutlich wird dies auch daran, dass bislang weder eine unabhängige Prüfung durchgesetzt, noch BP gehindert werden konnte, die Anordnung des Umweltministeriums zu erfüllen, die Anwendung des giftigen Corexit zu beenden und mit weniger riskanten Chemikalien zur Bindung des Öls zu arbeiten. In einer Perversion des Schutzes des geistigen Eigentums behauptet der Konzern, er würde die "beste Option" anwenden, die Prüfung anderer Chemikalien würde unter die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen fallen. Inzwischen wurden 2,7 Millionen Liter Corexit versprüht, aber auch am Bohrloch in 1.500 m Tiefe angewendet - mit völlig unbekannten Folgen für die Natur.

Inzwischen werden die Küsten Louisianas zunehmend vom Öl verschmutzt, die Sperren nutzen nichts mehr. Die Bilder von toten Tieren und verschmutzten Stränden werden nicht nur BP, sondern auch der US-Regierung schaden. Offenbar will man BP weiter Zeit lassen, um den nächsten Versuch zu starten, das Bohrloch zu schließen. Jetzt will man Schlamm hineinpumpen und es dann mit Zement verschließen.