In die Jahre gekommen

Technische Nachrüstung bei Kernkraftwerken bringt Scheinsicherheit

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Auf parlamentarische Anfrage von Sylvia Kotting-Uhl, der atompolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag, legte das Bundesumweltministerium (BMU) eine Statistik zur Pannenhäufigkeit der 17 laufenden Atomkraftwerke in Deutschland vor. Danach haben die älteren Kernkraftwerke überdurchschnittlich viele sicherheitsrelevante Defekte.

Seit 1994 hat der Block Philippsburg II den stärksten Anstieg technischer Fehler. Absolut liegt das Kernkraftwerk Krümmel bei Hamburg mit 82 meldepflichtigen Komponenten- und Bauteildefekten vorn. Es folgen ebenfalls bei Hamburg das Kernkraftwerk Brunsbüttel mit 80, Kraftwerksblock Biblis B mit 78 und Biblis A mit 66 Defekten. Die neueren Kernkraftwerke sind im Verschleiß weniger weit fortgeschritten: Neckarwestheim II hatte bisher 19 und Isar II 20 meldepflichtige Defekte.

Umweltminister Röttgen bietet den Kernkraftbetreibern nun längere Laufzeiten gegen technische Nachrüstung an. Dass dieses Konzept vor allem nur eine scheinbare Sicherheit bringt, tatsächlich aber durch die Nachrüstungen neue zusätzliche Risiken entstehen, darauf wies das Magazin Report hin. Es zitiert dazu eine Stellungnahme des BMU aus dem Jahr 2007: "Bekannt gewordene Fehler bei der Ausführung von Nachrüstungen zeigen, dass mit den Nachrüstungen auch das Potential für die unbeabsichtigte Einführung zusätzlicher Fehler gestiegen ist. Dies ist kein Argument gegen Nachrüstungen an sich, sondern ein Argument dafür, dass mit den Nachrüstungen in vielen Fällen weniger zu erreichen ist, als erwartet werden könnte."