Ist Energiepflanzenanbau klimaschädlich?

Inkulturnahme neuer Anbauflächen in Mooren ruiniert seine CO2-Bilanz vollends

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Schon bisher war die Metapher der CO2-Neutralität von Biomasseanbau- und nutzung nur mit viel gutem Willen schlüssig. Nach einer Untersuchung der TU-München ist sie nicht mehr haltbar. Allein der Ackerbau auf ehemaligen Moorgebieten in Deutschland mache demnach 4,5 % der gesamten Treibhausgasemissionen im Land aus - durch CO2-Freisetzung aus dem Boden. Vor allem der für die Biogasproduktion angebaute Mais gedeiht auf solchen Standorten gut, so daß ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Förderung der Biomassenutzung und der fortschreitenden ackerbaulichen Nutzung ehemaliger Moorflächen zu beobachten sei. Allein auf diesen Flächen werden 45 % des durch die Landwirtschaft verursachten CO2 freigesetzt - weit mehr als durch die gesamte Stickstoffdüngung und die Rinderhaltung

Fragwürdig ist damit zunehmend nicht nur die Energiepflanzenproduktion in den Tropengebieten, sondern auch hierzulande. Die Forscher kritisieren Fehler in der Energiepolitik, es sei versäumt worden, klare Regelungen für die landwirtschaftliche Nutzung von Mooren in den Naturschutzgesetzen der Bundesländer festzuschreiben. Sie plädieren für einen Rückzug des Ackerbaus und seine Beschränkung auf mineralische Böden. Alle, auch die im Zuge des Biogasbooms unter (Mono)Kultur genommenen Moorflächen sollten nur noch als Weideland genutzt werden oder besser noch, eine Renaturierung erfolgen. Dies sowohl aus Gründen des Umweltschutzes als auch der Klimapolitik, denn weltweit seien in Mooren bis zu 450 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gelagert, ein Drittel des gesamten Bodenkohlenstoffs. Durch die intensive Nutzung allein der deutschen Moorflächen würden zur Zeit 12 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr in die Atmosphäre freigesetzt.