Japan: Aus für den Verbrenner 2035

Das Elektrofahrzeug "Kaz", hier in 2004, wude von der Keio-Universität in Japan entwickelt. Bild: jemsweb, CC BY-SA 2.0

Japans Regierung kündigt mehr Klimaschutz an, spiegelt aber weiter Deutschlands halbherzige Politik

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Japans Premierminister Yoshihide Suga hat am Freitag bekanntgegeben, sein Land wolle bis 2050 die CO2-Neutralität erreichen, wie unter anderem die Plattform Tech Xplore berichtet. Neutralität heißt in diesem Fall, dass nur so viel CO2 emittiert wird, wie der Atmosphäre auch entzogen werden kann.

Bei näherem Hinsehen ist der Plan allerdings weniger ehrgeizig, als er sich anhören mag. So heißt es zum Beispiel, dass bis 2050 über die Hälfte des Stroms von erneuerbaren Energieträgern bereitgestellt werden soll. Ein Ziel das Deutschland trotz der Verhinderungspolitik der Bundesregierung bereits 2020 erreicht haben dürfte.

Japan war 2016 nach den Daten des Worldometer-Projekts sechstgrößter Emittent des Treibhausgases CO2 (Kohlendioxid) und gehörte zu den Ländern, die ihren Verpflichtungen aus dem alten Klimaschutzvertrag, dem 1997 in der alten japanischen Kaiserstadt verhandelten und unterzeichnetem Kyoto-Protokoll, nicht nachgekommen sind.

Auch jetzt scheint man nicht eine wirklich ernsthafte Energiewende in Angriff nehmen zu wollen. Wie Deutschland hat man seine einstige Spitzenrolle in der Herstellung von Solarmodulen und -technik durch unzuverlässige und wankelmütige Förderpolitik verspielt.

Ebenfalls wie Deutschland bemüht man sich außerdem sehr, den alten Energiekonzernen goldene Brücken zu bauen. Auch 2050 sollen noch rund 40 Prozent des Stroms zum einen von Kohlekraftwerken mit CO2-Abscheidung – eine umstrittene, bisher unerprobte und aller Voraussicht nach unwirtschaftliche Technologie – und zum anderen durch Atomkraftwerke (AKW) zur Verfügung gestellt werden.

Der Haken an der nuklearen Option: Der größte Teil der japanischen AKW-Flotte steht nach der multiplen Reaktorkatastrophe in Fukushima im März 2011 still. Nur 7,5 Prozent der in die japanischen Stromnetze eingespeisten elektrischen Energie kam 2019 aus einem Atomkraftwerk. Versuche, stillstehende Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen, stoßen meist auf erheblichen lokalen Widerstand.

Aus für die Verbrenner

Zum angekündigten Klimaplan der Regierung gehört auch, ab 2035 die Neuzulassung von Pkw mit Verbrennungsmotoren zu verbieten. Das ist insofern beachtlich, als Japans Volkswirtschaft – wie auch die in Deutschland – erheblich auf der Autoproduktion aufbaut. Allerdings haben die dortigen Hersteller in den vergangenen 20 Jahren ihre Ingenieure eher an der Entwicklung von Elektroantrieben als an Betrugssoftware arbeiten lassen.

Unklar ist, ob sich Japans E-Auto-Pläne tatsächlich durchsetzen lassen. Nach Ansicht von inländischen Branchen-Beobachtern, die die Japan Times zitiert, wird das neue Ziel nur zu erreichen sein, wenn Hybrid-Antriebe weiter zugelassen werden, also Autos, die sowohl mit Strom als auch mit einem herkömmlichen Kraftstoff angetrieben werden können.

Bleibt zu hoffen, dass die neuesten Ankündigungen helfen, eine Dynamik zu entfalten, mit der Benziner, Dieselfahrzeuge und Kohlekraftwerke schon wesentlich früher zu Museumsexponaten einer zukunftsvergessenen technischen Zivilisation werden, die gerade noch rechtzeitig überwunden werden konnte.