Kostenpflichtiger Open Access
Auch Open Access kann zu mehr Konzentration und höheren Kosten führen
Open Access kennt verschiedene Spielarten. Der grüne Open Access ist in der Regel kostenfrei, denn hier werden Nutzern bereits in wissenschaftlichen Journalen publizierte Artikel in einer Art Zweitverwertung auf Open-Access-Servern entgeltfrei bereitgestellt.
Im goldenen Open Access hingegen finden sich Journale, die Artikel ohne Publikationsgebühren im Open Access veröffentlichen, und solche, die für die Veröffentlichung der Texte eine sogenannte Article Processing Charge (APC) erheben.
Daneben existiert noch der hybride Open Access: Dabei werden einzelne Artikel aus Journalen, die nicht im Open Access erscheinen, gegen entsprechende Zahlungen für die entgeltfreie Verfügbarkeit freigekauft.
Schon im dritten Jahr stellt die österreichische Forschungsförderungsorganisation Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) Informationen darüber bereit, in welcher Höhe man Gebühren für Artikel in Gold-Open-Access-Journalen und hybriden Zeitschriften entrichtet. Die FWF trägt diese APCs nur, wenn die Publikation aus einem von der Einrichtung finanzierten Projekt hervorging. Die nun online verfügbaren Daten des Jahres 2015 belegen, dass kommerzieller Open Access die Tendenzen der Konzentration und Preissteigerung am wissenschaftlichen Publikationsmarkt verstärkt.
Für Artikelgebühren im goldenen und hybriden Open Access sowie Druckkosten für Artikel in Nicht-Open-Access-Zeitschriften unterhält der FWF das Programm "Peer Reviewed Publications". Im Jahr 2015 zahlte man aus diesem Topf für Artikel in Gold-Open-Access-Journalen 0,4 Millionen Euro (2014: 0,3 Millionen), für Artikel im hybriden Open Access 2,4 Millionen Euro (2014: 1,8 Millionen) und für Publikationen in Nicht-Open-Access-Journalen 0,3 Millionen Euro (genau wie auch 2014).
58,7 % der verausgabten Mittel entfielen alleine auf die drei Verlage Elsevier, Springer sowie Wiley-Blackwell. Da die Kosten für Artikel in Nicht-Open-Access-Journalen nur 8,9 % des gesamten Ausgabevolumens des FWF für wissenschaftliche Artikel verursachten, scheint Open Access die bereits in früheren Publikationen festgestellten Konzentrationstendenzen am wissenschaftlichen Publikationsmarkt weiter zu befördern.
Die FWF-Autoren Rieck, Haslinger, Meischke-Ilic, Kirindi-Hentschel und Reckling kombinierten zusätzlich die eigenen Daten mit Informationen des britischen Forschungsförderers Wellcome Trust und ermittelten für von FWF und Wellcome Trust finanzierten reinen Gold-Open-Access-Artikeln steigende Durchschnittspreise und zwar von 1.288 Euro auf 1.682 Euro - eine Steigerungsrate von 30,6 %, neben der sich die Preissteigerungen bei Nicht-Open-Access-Journalen von 6 % für 2015 wahrlich bescheiden ausnehmen.
Die FWF-Autoren schließen ebenso folgerichtig wie düster: "These data show that even if a full Open Access publishing system based on APCs is achieved, we will still face the same situation as in the current subscription system: The prices will increase and it is very likely that in 10 to 15 years two or three commercial giants will not only dominate the publication market but the entire academic workflow as well."