Leap auf Rädern

Neben der Spur

Leap ist bisher eher ein Rohrkrepierer, aber das soll die Autoindustrie nicht daran hindern, auch außerhalb von Computern enttäuschende Ergebnisse zu ermöglichen.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Zugegeben, ich habe mich sehr auf Leap Motion gefreut, als ich die ersten Demovideos und Promos des kleinen Tools gesehen habe. Alle zehn kleinen Fingerlein soll das Gerät erkennen, milimetergenau in ihren Bewegungen tracken und so eine ganz andere Bedienung von Computern ermöglichen. In der Theorie.

In der Praxis hapert es scheinbar noch ein wenig mit der Vision, die Hände von der Tastatur und der Maus zu nehmen, sie in der Ecke weiter verstauben zu lassen und stattdessen mit einer paar coolen Bewegungen die Software auf dem eigenen Computer zum Kochen zu bringen.

Vergangenen Monat hat das Unternehmen zehn Prozent der Belegschaft entlassen müssen. Und vielleicht ist das Produkt nach den ersten Schluckaufanfällen jetzt fast fehlerfrei und deshalb imstande weit mehr zu leisten, als was man ihm jetzt zutrauen möchte. Zusammen mit Oculus VR hätte das ja alles Potential. Aber vielleicht ist die Zeit für Compter mit Luftbedienung noch nicht reif. Oder Leap Motion bleibt immer eine Luftnummer.

Der CEO von Leap Motion, Michael Buckwald, äußert sich jetzt aber zuversichtlich, dass man eigentlich auch noch einen zweiten Bereich beglücken könnte: die Autoindustrie. Denn mit der Version 2.0 der Software sei man auch imstande, die Finger der Hände zu tracken, die dem System verborgen blieben. Was das System 1.x nicht könne. Was ja irgendwie enttäuschend ist.

Man würde gerne wissen, wie man in einem Wagen mittels dieser Technik die Heizung regulieren könnte, ohne bei zu hoher Geschwindigkeit die Reglerknöpfe finden zu müssen. Das klingt schon ähnlich wie ein Tischlein Deck Dich mit Luftfuchteln. Irgendwie cool.

Aber vermutlich wird es da auch wieder den einen oder anderen Haken geben. Mein Freund Boris zum Beispiel fährt im Sommer gerne mit der Linken aus dem Fenster gestreckt durch die Stadt und klopft dazu mit dieser Hand den Beat der Bassdrum aus dem Autoradio auf die Außenhülle seines VW Beetle. Das ist schön, das wären dann auch die Finger, die Leap Motion jetzt tracken, aber nicht sehen könnte.

Vermutlich wäre Boris aber ein wenig irritiert, wenn er damit den Zigarettenanzünder rhythmisch ein- und ausschaltet oder den Airbag seiner Mitfahrerin in die Luft jagt.

Vielleicht warten wir dann, so gesehen, doch lieber auf die Version 3.0, die dann vermutlich auch in Flugzeugen zu finden sein wird. Mir wurscht, ich nehme eh lieber die Bahn.