Neue Unfälle in spanischen Atomkraftwerken

Vandellos II, eines der neueren Kraftwerke, musste abgeschaltet werden

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Nach einem Brand wurde am Sonntag der Pannenreaktor Vandellòs II im spanischen Nordosten abgeschaltet. Am Montag kam es auch zu einer automatischen Abschaltung des Atomkraftwerks Garoña im Nordwesten des Landes. Auffälliger als in Santa María de Garoña sind allerdings erneut die Vorgänge im Atomkraftwerk in der katalanischen Provinz Tarragona, denn es führt ohnehin mit Atommeilern in Katalonien die diesjährige Störfallliste an, in denen in diesem Sommer eine Serie von Unfällen zu beobachten ist.

Auffällig ist in Vandellòs II, erst seit 1988 am Netz, dass es sich um eines der neueren Atomkraftwerke des ansonsten alten Kraftwerksparks handelt. Garoña dagegen ist das älteste AKW und soll ohnehin im nächsten Jahr abgeschaltet werden, wenn die sozialistische Regierung an den Ausstiegsplänen festhält.

Diesmal geriet in Vandellòs aus noch ungeklärten Ursachen ein Generator zur Stromerzeugung in Brand. Schon im Juli gab es einen Feueralarm und auch eine radioaktive Kontaminierung des Geländes muss noch untersucht werden. Das Feuer am Sonntag wurde nach zwei Stunden gelöscht. Es sei keine Radioaktivität ausgetreten, wird von den Betreibern und der Aufsichtsbehörde ( CSN) erklärt. Doch die CSN legt sich nicht definitiv fest. Sie ordnet den Vorfall "vorläufig" mit Null auf der INES-Skala ein, hat aber eine Untersuchung angeordnet, um die Umstände zu klären, die zu dem neuen Störfall geführt haben.

Denn wer mehrfach lügt, dem glaubt man nicht. Grund zum Misstrauen haben die Betreiber Endesa und Iberdrola ( ANAV) in den letzten Jahren ausreichend geliefert. So verheimlichte die ANAV einen Störfall im benachbarten Ascó, bei dem im November 2007 Radioaktivität willentlich nach außen geleitet wurde, fast ein halbes Jahr. Er wurde erst von Greenpeace veröffentlicht, weshalb die CSN nun eine Rekordstrafe fordert. In Vandellòs II verheimlichte die ANAV 2005 einen Störfall der Ines-Stufe 2 ebenfalls monatelang, weil sie ihre ökonomischen Interessen vor die Sicherheit der Bevölkerung stellte. Dass die Betreiber am Sonntag der katalanischen Feuerwehr den Einlass verwehren wollten, die sich nach einer halbstündigen Diskussion über die Anordnung des Sicherheitsdienstes hinwegsetzte und sich an den Löscharbeiten beteiligte, trägt nicht gerade zur Vertrauensbildung bei.

Angesichts der Vorgänge haben Umweltorganisationen erneut gefordert, der ANAV die Betriebslizenz für drei Atomkraftwerke zu entziehen und die Reaktoren abzuschalten. Ein Brand sorgte ohnehin in Vandellòs schon im Oktober 1989 zur definitiven Abschaltung von Block I, der in 20 Jahren zurückgebaut werden soll. Auch diesmal hat die katalanische Feuerwehr nach einer ersten Inspektion große Schäden im Turbinenraum ausgemacht. Wann das AKW wieder ans Netz gehen kann, ist völlig unklar.

In Garoña, so teilte die CSN mit, sollen Arbeiten am Leitungssystem außerhalb des Reaktors zur automatischen Abschaltung geführt haben. Betont wird, dass die Sicherheitseinrichtungen des Uraltreaktors, der 1971 ans Netz ging, korrekt funktioniert hätten, weshalb "keine Gefahren für die Beschäftigten, die Bevölkerung oder die Umwelt" bestanden hätten. Deshalb wurde der Vorfall auf der INES-Skala zunächst mit Null eingestuft.