Nigeria: Religionskrieg nach Regionalwahlen

In der Hauptstadt des Plateau State soll es Hunderte von Toten gegeben haben

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In Jos, der etwa einer halben Million Einwohnern zählenden Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Plateau State sollen in den letzten Tagen bei Auseinandersetzungen zwischen Christen und Moslems Hunderte ums Leben gekommen sein. Ein entsprechender Bericht der BBC wurde allerdings von den Behörden noch nicht bestätigt. Nach Angaben des nigerianischen Roten Kreuzes verließen zudem mindestens 10.000 Menschen ihre Häuser und flüchteten.

Die Unruhen brachen nach Regionalwahlen am Freitag aus. Die christlich dominierte People's Democratic Party wurde zur Siegerin der Wahlen erklärt - ein Ergebnis, das die moslemisch geprägte Oppositionspartei All Nigeria People's Party nicht anerkennen wollte. Mittlerweile verhängte die Polizei eine Ausgangssperre und die Armee patrouilliert angeblich mit einem Schießbefehl gegen Gewalttäter in den Straßen. Trotzdem sollen die Ausschreitungen anhalten.

Neben den großen Städten sind es vor allem die Puffergebiete zwischen den Siedlungsräumen der fünf großen Völker Nigerias, in denen sich religiöse Gruppen immer wieder gewaltsam bekämpfen. Eines dieser Puffergebiet ist der Plateau State, in dem mehr als vierzig Volksgruppen leben.

Weil die Hauptstadt Jos relativ nahe am Hausa-Siedlungsgebiet liegt, ließen sich dort viele Angehörige dieser großen moslemischen Volksgruppe nieder. Ihre Sprache konkurriert in dem Gebiet auch mit dem Englischen als Verkehrssprache und ihre Religion mit dem Christentum, dem die meisten der kleineren einheimischen Völker anhängen. Bereits 2001 gab es in Jos schwere Unruhen zwischen Christen und Moslems, bei denen mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen sein sollen. 2004 wurde im Plateau State der Ausnahmezustand ausgerufen, nachdem in der Stadt Yelwa etwa 200 Menschen getötet wurden.