Nordkorea: Atombombentest durchgeführt

Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtet von einem erfolgreichen unterirdischen Test. Seismographische Messungen aus Südkorea bestätigen Erschütterungen, die möglicherweise auf einen Atombombentest hinweisen

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Nordkorea soll nach Informationen der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA einen erfolgreichen unterirdischen Atombombentest durchgeführt haben: als "Teil von Maßnahmen, um die nukleare Abschreckung zur Selbstverteidigung zu stärken".

Seismische Messungen könnten den zweiten Atombombentest - der erste fand im Oktober 2006 statt, damals gab es erhebliche Zweifel daran, ob er tatsächlich durchgeführt wurde (siehe Hat Nordkorea nur geblufft?) - bestätigen, heißt es aus Südkorea und den USA. Demnach sei im Nordosten des Landes ein "künstlich ausgelöstes" Beben der Stärke 4,7 in einer Tiefe von zehn Kilometern gemessen worden. Seismologen aus Südkorea sollen bei Kilju ein Beben der Stärke 4,5 gemessen haben. Genauere Erläuterungen darüber dürften in den nächste Tagen folgen.

Auf der englisch-sprachigen Webseite der nordkoreanischen Nachrichtenagentur ist der besagte offizielle Bericht noch nicht zu lesen, den die BBC mit den Worten zitiert, wonach "der aktuelle Test auf einer höheren Ebene, was die Stärke der Explosion und der Steuerungstechnologie anbelangt, durchgeführt wurde". Der Ergebnisse hätten wissenschaftliche und technologische Probleme gelöst, so der KCNA-Bericht. Ganz sicher ist bislang nur, dass der Test erneut politische Probleme aufgeworfen hat.

Laut Angaben der New York Times soll Nordkorea den Atombombentest kürzlich "angedroht" haben und in diesem Zusammenhang "Feindseligkeiten" der USA zitiert haben. Für zusätzliche Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang sorgt die anstehende Verhandlung von amerikanischen Journalisten, die sich am 4.Juni vor einem Gericht in Nordkorea zu verantworten haben - wegen unbefugter Einreise und "feindlicher Akte".

Auf kürzlich geäußerte Angebote seitens amerikanischer Diplomaten soll Nordkorea ablehnend reagiert haben und Gespräche als "nutzlos" bezeichnet haben. Das Außenministerium hat in einer offiziellen Stellungnahme die Politik Obamas gegenüber Nordkorea als Fortsetzung der feindseligen Politik seines Vorgängers dargestellt. Die Warnung, dass man die nukleare Abschreckung "verstärken" werde, kam angeblich Stunden, bevor der amerikanische Nordkorea-Gesandte Stephen W. Bosworth in Seoul eintraf. Bosworth befindet sich derzeit auf einer Asienreise, er sollte Nordkorea neue Dialogangebote unterbreiten.

In Südkorea hat die Staatsführung eine sofortige Krisensitzung einberufen, laut Nachrichtenmeldungen soll die Armee in Alarmbereitschaft versetzt worden sein; Japan will die Angelegenheit vor die UN bringen. Schon vor kurzem hatte Nordkorea für Aufregung mit einem Test gesorgt, dessen Zweck nach Angaben der Staatsführung darin lag, einen Satelliten ins All zu schießen. Nordkorea, die USA und Japan argwöhnten aber, dass Pyongyang es vielmehr darauf abgesehen hatte, eine Trägerrakete zu testen. Der UN-Sicherheitsrat verwarnte Nordkorea mitr einem Verweis an die Resolution aus dem Jahre 2006, die solche Tests verbietet. Man darf gespannt sein, wie der Sicherheitsrat auf den Atombombentest reagiert.