Ostsee-Pipeline

Bau hat begonnen

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Nach fünf Jahren Planung und politischer Wegbereitung hat die Verlegung des Unterwasserteils der ersten Röhre der Nord-Stream-Gaspipeline begonnen. Sie wird über 1220 km Erdgas vom russischen Wyborg nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern leiten. Durch die Pipeline will Russland sein Erdgas ohne Interventionsmöglichkeiten ehemaliger Ostblockstaaten direkt an die Hauptkunden in Westeuropa leiten. Insbesondere soll die neue Gasleitung die Abhängigkeit vom Transitland Ukraine verringern, das den Verlauf der bisherigen Hauptleitung mehrmals als Druckmittel benutzte um die eigene Gasrechnung zu senken.

Seit 2005 hatten Wladimir Putin und Gerhard Schröder als Gallionsfiguren für das Projekt geworben und zunächst für einige Verstimmung, besonders in Polen gesorgt. Um diese nationalen Befindlichkeiten polnischer Politiker zu beruhigen reiste Putin im Anschluß an die offizielle Grundsteinlegung für das Pipelineprojekt letzten Freitag zur Gedenkveranstaltung an das Massaker von Katyn. Durch den KGB-Vorläufer NKWD waren dort, vor 70 Jahren, mehrere Tausend Polen hingerichtet worden, was von sowjetischer Seite bis 1990 geleugnet worden war.

Das Nord-Stream-Konsortium setzte auch in Schweden, wo der Pipelinebau lange umstritten war, auf eine "Charmeoffensive". Da der Bau südlich von Gotland in der Nähe der Ortschaft Slite startet, wurde dem Ort kurzerhand ein neuer Hafen spendiert und u.a. ein Projekt zur Marinearchäologie gesponsert, das gesunkene dänische und lübische Schiffe aus dem 16 Jahrhundert erkundet. Noch ist Slite Basis, doch je weiter die Rohrleitungen ins Meer wachsen, desto mehr soll versucht werden just-in-time von den Zubringerschiffen direkt auf die Verlegeschiffe zu laden und so den Bauprozess kontinuierlich auf offener See fortzuführen.

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Ende 2011 soll der erste Leitungsstrang für 27,5 Mrd. Kubikmeter pro Jahr in Betrieb gehen. Ein Jahr später soll die Kapazität durch einen zweiten Strang verdoppelt werden. Zwei Anschlußleitungen sollen das Gas dann nach Süddeutschland und West-Europa weiterverteilen.