Pentagon zufrieden mit Raketenabwehrtest unter realistischen Bedingungen

Kritiker bemängeln dagegen "heiße Luft" der Täuschungsmanöver

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Im Pentagon freut man sich über einen geglückten Raketenabwehr-Test unter Bedingungen, die von Offiziellen als "very realistic" eingestuft wurden. Von der Insel Kodiak vor der Südküste Alaskas wurde am gestrigen Freitag am frühen Nachmittag pazifischer Zeit eine Dummy-Rakete abgefeuert. 30 Minuten später ging ein Raketensilo der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien auf und eine Abfangrakete mit einem eingebetteten "kill vehicle", einer 152 Pfund schweren "smart bullet", schoß dem Dummy entgegen. Minuten später versanken die Reste der beiden Himmelsgefährte vor der Küste Kaliforniens im Meer. Das Manöver sollte einen Raketen-Angriff aus Nordkorea simulieren.

In der Analyse dieses Manövers zeigten sich die Vertreter des Verteidigungsministeriums besonders stolz darauf, dass das Zusammenspiel verschiedener Radarstationen sehr gut funktionierte. Normalerweise hätten die einzelnen Beobachtungssystem jeweils einen anderen Angreifer gezeigt; die Synchronisation der Systeme, die mit unterschiedlichen Frequenzen arbeiten würden, habe aber gut funktioniert, es sei nur das eine angreifende Ziel verfolgt worden, auch die Verbindung mit der Einheit, welche das Kommando über die Abfangraketen-Operation hatte, sei zur vollkommenen Zufriedenheit verlaufen, so die Äußerungen aus dem Pentagon, wo man betonte, dass der gestrige Versuch komplexer und realitätsnäher war als die vorhergehenden.

Kritiker fanden trotzdem eine Schwachstelle, welche die Pentagonvertreter eher leise andeuteten: die in der rauhen, noch komplexeren Wirklichkeit gegebene Möglichkeit eines Täuschungsmanövers der Angreiferrakete, die, um vom eigentlichen Ziel, dem Sprengkopf, abzulenken, Illusionskunst betreibt, Täuschungsmanöver, und andere Objekte in die Luft streut: "Countermeasures" im Pentagon-Fachjargon. Das Pentagon nennt in diesem Zusammenhang "Häcksel, Spreu und Replikas". Es sei schwierig solche Ablenkungsmanöver in die Luft zu bringen, um so etwas zu smimulieren. Dazu der Chef der Defense Missile Agency des Pentagon, Army Lt. Gen. Patrick J. O'Reilly:

"Countermeasures are very difficult to deploy. We have had trouble deploying them in the past."

Laut dpa benutzte das Pentagon für das Täuschungsmanöver Ballons, die zusammen mit dem "feindlichen" Sprengkopf freigesetzt werden sollten, um die Abwehrraketen auf den falschen Weg zu locken.

Doch vergaß der Raketen-General nicht darauf hinzuweisen, das, obwohl die Sache mit den gefaketen Ziel-Ablenkungen nicht funktionierte, sich die Abwehrrakete dennoch zwischen zwei Teilen des Dummyangreifers in der Luft entscheiden musste und richtig reagierte:

"Even though countermeasures didn’t deploy, the upper stage of the mock enemy missile was still in the area. The interceptor saw two objects and had to understand the data sent from the sensors to discern which object to hit."

Die entscheidende Frage ist, welches Ziel der neu gewählte Präsident anvisiert, wenn es um die Zukunft der milliardenschweren Raketenabwehrprogramme geht, die sein Vorgänger initiiert hat: Schirme abschießen oder festhalten?