Religionsgemeinschaften und Mortalität in den USA

Nach US-Soziologen ist die Sterblichkeit in Gemeinden mit vielen und den richtigen Kirchen niedriger als sonst.

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In den USA blühen, gefördert vom Staat, wissenschaftliche Untersuchungen über Religion. Kein Wunder, das Land des "amerikanischen Traums" scheint, was die Religiosität seiner Einwohner betrifft, noch immer "God's own Country" zu sein - und will sich dessen auch versichern. Während Psychologen schon einmal untersuchen, ob Beten tatsächlich heilt, haben Soziologen nun versucht, einen geolokalen oder ökologischen Zusammenhang zwischen religiöser Zugehörigkeit und Sterblichkeit herzustellen.

Die Wissenschaftler unter der Leitung von Troy C. Blanchard von der Louisiana State University haben nämlich den Zusammenhang zwischen der "religiösen Umwelt" von Gemeinden, also der in einer Gemeinde vorhandenen Glaubensgemeinschaften, und der Sterblichkeit erforscht und die Ergebnisse in der soziologischen Zeitschrift Social Forces veröffentlicht. Für solche unterschiedlichen Korrelationen könnte es zwar eine Menge von Gründen geben, die Wissenschaftler jedenfalls haben festgestellt, dass nicht alle Religionsgemeinschaften die Sterblichkeit senken.

Wer länger leben will, sollte nach der Auskunft der Soziologen in Gemeinden mit möglichst vielen katholischen und großen protestantischen Kirchen ziehen. Der Grund dafür sei, so Blanchard, dass es sich hier um Kirchen mit einer weltlichen Orientierung handle, die nicht nur auf das Leben nach dem Tod ausgerichtet, sondern sich um die Bedürfnisse aller Gemeindemitglieder kümmern. Zudem würden sie Brücken in Gemeinden bilden, was den Zusammenhang in der Gemeinde fördere und für eine Stärkung des gesunden Verhaltens sorge.

Bei den konservativen und fundamentalistischen Kirchen sei das anders. Die Heilssuche sei hier individualistisch ausgerichtet, die Verbesserung der Welt stehe nicht im Vordergrund. Zur Strafe, könnte man sagen, sollten die Studie zutreffen, ist ihre Sterblichkeit höher oder kommen sie schneller ins Jenseits. Allerdings wäre dies bei den Evangelikalen wieder anders. Aufgrund dieser Unterschiede sei eben die religiöse Zusammensetzung von Gemeinden überaus wichtig, sagen die Autoren, da nämlich eine Frage auf Leben und Tod. Politiker, ob religiös oder nicht, sollten zur Kenntnis nehmen, dass "sozial engagierte Glaubensgemeinschaften" das Wohlergehen einer Gemeinde insgesamt erhöhen. Mit solchen Studien und deren Interpretationen wird allerdings weniger Wissenschaft getrieben als Werbung für die Unterstützung von Kirchen.