Sturmfluten und viel Windenergie

Der Hamburger Fischmarkt unter Wasser während der Sturmflut 2020; 10. Februar. Bild: Alinea/gemeinfrei

Zahlreiche Sturmtiefs wühlen die Nordsee auf und sorgen für reiche Ernte bei den Windmüllern

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Eins nach dem anderen rauschen derzeit die Tiefdruckgebiete in schneller Folge mit starken Winden und häufigen Stürmen über Nord- und zum Teil auch Mitteleuropa hinweg. Und mit den Stürmen kommt der Regen. Zwar nicht so sehr für den immer noch viel zu trockenen Südosten Deutschlands – Berlin sowie Teile Brandenburgs und Sachsens sehen zwar auch viel trübes Wetter, aber meist nur minimalen Niederschlag. Dafür ist andernorts aber "Land unter" angesagt. In Großbritannien treten vielerorts die Flüsse über die Ufer.

"Land unter" war letzte Woche auch an der deutschen Nordseeküste angesagt. Sturmtief "Sabine" sorgte dort gleich für fünf Sturmfluten in Folge. Diese verliefen größten Teils glimpflich und die Deiche hielten alle. Aber aus den Flüssen konnte das Wasser wegen des hohen Meeresspiegel für mehrere Tage nicht abfließen, sodass es sich hinter den Deichen staute und auch im Innenland noch für nasse Füße sorgte.

Die Häufung der Sturmfluten war jedenfalls äußerst ungewöhnlich, und weitere sind in den nächsten Wochen zu erwarten. An einigen wenigen Orten wie auf Hallig Hooge oder Büsum erreichten bereits in der Nacht zum Montag die Wasserstände gerade eben den Wert, der die Schwelle zur Sturmflut definiert. Auf Hallig Hooge, einer kleinen nur mit einem Sommerdeich geschützten Insel vor der schleswig-holsteinischen Küste, sind das 2,88 Meter über Normalnull oder eineinhalb Meter über dem mittleren Hochwasser.

Ursache waren starken Winde, die Tief "Victoria" mit sich brachte, das nach Nordskandinavien weiterzieht, wie die Vorhersagekarte der Meteorologen der FU-Berlin zeigt. Die verteilen übrigens auch die Namen für die Wetterphänomene und zwar in alphabetischer Reihenfolge.

Wie man dort auch sehen kann, ist mit "Wiltrud" bereits das nächste Tief im Anmarsch. Die Langfristvorhersage unter anderem der US-amerikanischen Meteorologen zeigt außerdem, dass bis zum Monatsende – die Prognose reicht aktuell bis zum 27. Februar – weitere meist sehr ausgeprägte und daher Sturm und teils auch Orkane mit sich bringende Tiefdruckgebiete über den Atlantik heranziehen.

Deutschland bekommt dabei oft nur die Ausläufer zu spüren, denn die Zentren der Wirbel ziehen über Skandinavien hinweg. An den Küsten wird das aber noch für weiteren Sturm und wohl auch für manche Sturmflut reichen, wenn das Wasser für längere Zeit gegen die Küsten gedrückt wird. Besonders kritisch könnte es am Wochenende werden, sollten starke Winde mit dem Neumond am Sonntag zusammenfallen. Bei Voll- und Neumond laufen nämlich schon die normalen Gezeiten etwas höher auf.

Neben Gefahren und Problemen für den Fähr-, Zug- und Straßenverkehr bringen die starken Winde und Stürme auch reiche Ernte für die Windenergie mit sich. Fast die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs wurde im Februar bisher mit Windstrom gedeckt, wie die Daten des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme zeigen. Zeitweise waren es in den letzten Tagen sogar fast 80 Prozent.

Gut für das Klima, aber unerfreulich für die Betreiber der Kohle- und Gaskraftwerke, die kaum zum Zuge kommen. Hier dürfte denn auch der Grund zu suchen sein, weshalb die Bundesregierung den weiteren Ausbau der Windenergie an Land praktisch abgewürgt hat.