Supermarktgründer übernimmt Panama

Rechtskandidat Martinelli setzt sich bei Präsidentschaftswahlen gegen regierende Sozialdemokraten durch.

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Bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag hat die regierende sozialdemokratische Demokratisch-Revolutionäre Partei ( PRD) von Staatschef Martin Torrijos in Panama eine vernichtende Niederlage erlitten. Ihre Kandidatin Balbina Herrera erreichte nach bisherigen Ergebnissen nur rund 36 Prozent der Stimmen. Der Kandidat des rechtsgerichteten Parteibündnisses "Allianz für den Wandel", Ricardo Martinelli, konnte hingegen rund 59 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die Beteiligung an der Abstimmung lag nach Angaben der Wahlbehörde bei gut 72 Prozent.

Martinelli ist kein Newcomer in der Politik Panamas. Bereits vor fünf Jahren hatte der Milliardär sich zur Wahl gestellt. Allerdings war er damals mit nur 5,3 Prozent weit abgeschlagen auf dem vierten Platz gelandet.

Seine politischen Kontrahenten werfen dem Sohn italienischer Einwanderer aus dem Toskana-Städtchen Lucca auch deswegen vor, mit Hilfe einer "Schmutzkampagne" und nur Dank seiner umfangreichen Finanzmittel gewonnen zu haben. In der Tat ist der Zuwachs von 55 Prozent der Stimmen für Martinelli beachtlich.

Geholfen haben dürfte dem 52-Jährigen, dass er zwei panamesischen Fernsehsendern vorsteht Televisora National und Direct TV. Zudem steht Martinelli den Unternehmen Gold Mills, Calox, Global Bank, Plastigol und Avipac vor. Den Hauptteil seines Vermögens hat er aber mit der Discountkette Super 99 gemacht. In Panama bestehen 35 dieser Supermärkte.

In seiner Wahlkampagne hat der Kandidat der "Allianz für den Wandel" eine Lösung der drängenden sozialen Probleme versprochen. Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung Panamas leben in Armut. Auch will er in Panama-Stadt eine U-Bahn bauen. Wie die dafür nötigen 100 Millionen US-Dollar aufgebracht werden sollen, ist noch unklar. Außenpolitisch wird Martinelli eine klare Position gegen die linksgerichtete Staatenmehrheit südlich des Rio Grande einnehmen. Denn während die meisten lateinamerikanischen Staaten auf eine regionale Integration setzen, hat Martinelli den Austritt aus dem Mittelamerikanischen Parlament angekündigt. Auch werde seine Regierung möglichst rasch ein Freihandelsabkommen mit den USA unterzeichnen.

Ob diese Wirtschaftspolitik die sozialen Probleme des 3,4-Millionen-Einwohner-Staates zu lösten hilft, ist fraglich. In Mexiko, das Anfang 1994 in die Nordamerikanische Freihandelszone ( NAFTA) eingetreten ist, hatte dieser Schritt verheerende soziale Folgen ( Emigranten sind Mexikos wichtigster Exportartikel), weil die Binnenproduktion gegen die übermächtige Konkurrenz aus den USA nicht standhalten konnte. Wiederholt sich dieses Phänomen in Panama, könnte Martinellis politischer Fall ebenso rasant sein wie sein Aufstieg.