Taser X3: Drei Schuss ohne Nachladen, Risiko X

Die umstrittene Elektroschockwaffe hat ein Upgrade bekommen

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Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, von Staatspräsident Sarkozy eingesetzt, um auf technisch neuestem Stand der Jugendkriminalität Herr zu werden (siehe Überwachung gewaltbereiter Jugendlicher über Blogs und SMS), dürfte ganz gewiss nicht der einzige Taser-Fan sein, der von der "X3" elektrisiert ist.

Vielleicht kann die Polizei von Nizza bald nachrüsten und die erst kürzlich erstandenen zwanzig Elektroschockwaffen des alten Typs X26 mit neuen revolutionären Multi-Shot-Taser aufstocken. Denn das neueste Produkt aus dem Hause Taser International, das gestern auf einer Konferenz vorgestellt wurde, kann, wie ein neuer Taser-Film dokumentiert - "Taser!Taser!Taser!" - gleich drei Objekte/Gegner sehr kurz nacheinander niederstrecken und kampfunfähig machen.

Bislang musste die Elektroschockwaffe nach jedem Schuss neu geladen werden. Gestern stellte der Produzent Taser International auf einer Konferenz in Arizona sein neues Gerät vor, genannt Taser X3. X3 kann drei Mal abfeuern kann, ohne dass nachgeladen werden muss.

Bei einem Schuss aus dem Taser werden schnell nacheinander zwei Widerhaken abgegeben, die an Drähten befestigt sind. Durch Elektroschocks wird die Zielperson dann handlungsunfähig gemacht. Laut Herstellerangaben fließt dabei für ungefähr fünf Sekunden ein Strom mit der Stärke von maximal 2,1 mA bei einer Spannung von bis zu 50.000 Volt. Die "X3" ist die erste Produktneuerung der Handelektrowaffe seit Einführung des Grundmodells "X26" im Jahr 2006. Die Ladung wird mithilfe von Laser an ihr Ziel gebracht; das sogenannte Pulse Calibration System der Waffe soll nach Angaben von Taser International den Elektroschock dosieren und "für verbesserte Sicherheit" - der Technologie sorgen.

Die als nicht-lethal bezeichnete Waffe wird nicht nur in den USA - geschätzte 500.000 Taser-Einsätze bis Taser-Sie/604500.html: Ende 2007 - militärisch und polizeilich verwendet, damit ausgestattet sind auch diverse Polizeieinheiten in Europa – beispielsweise in der Schweiz, Großbritannien, Frankreich und SEK-Einheiten in Deutschland (Taser-Sie/604500.html: "Sie schreien laut und kippen um".

Die Anwendung der Elektroschockwaffe ist sehr umstritten, weil der Taser große Schmerzen verursachen kann (siehe Elektroschockwaffen zur Disziplinierung). Laut Experten kann der Taser möglicherweise zu Herzstillstand oder einen stark erhöhten, unregelmäßigen Blutdruck führen. Alleine für Nordamerika geht Amnesty International von mehreren Hundert Todesfällen aus, die zusammen mit dem Einsatz der so genannten nichttödlichen Elektroschockwaffe aufgetreten sind. Taser bestreitet solche die Vorwürfe.

Bei einer Anhörung im vergangenen Jahr bekräftigte Taser-Chef Jim Smith, dass die Elektroschockwaffen sicherer seien als andere Waffen der Polizei wie Pfefferspray, Knüppel oder Schusswaffen. Er betonte, dass die Taserwaffen nicht zu einem Herzversagen führen können. Studien der Gegenseite bezeichnet Taser als Pure Junk Science. Dafür wartet man selbst mit einer Diagnose zur Erklärung der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Gebrauch der Waffe auf, die es offiziell gar nicht gibt: "excited delirium".

Demgegenüber gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Elektroschocks nicht nur die äußeren Skelettmuskeln lähmen können, sondern auch die Herzmuskeln stimulieren (siehe Töten Elektroschockwaffen doch?). Medizinisch sei es demnach möglich, dass erhöhte Adrenalin-Ausschüttung durch einen Kampf oder wiederholten Elektroschocks das Risiko für einen plötzlichen Tod erhöhen, vor allem wenn die Schocks nahe am Herzen gegeben werden. Der Fall eines Polen, der starb, nachdem vier kanadische Polizisten mit Taser auf ihn geschossen haben, erregte im Oktober 2007 größeres internationales Aufsehen. Nach jüngsten Informationen wird er neu aufgerollt.