Telepolis-Musikcharts im Juli

Mit der iranischen Protesthymne, einem Social-Distortion-Stück und dem Blue Yodel No. 9

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Im Zeitalter der allgemeinen Verfügbarkeit von Musik via Putpat, MySpace, Dailymotion und anderen Portalen hier nicht ausschließlich Neuerscheinungen, sondern zehn Stücke, die unsere Autoren derzeit am meisten schätzen

1. Nima Haddadi - Iran ... The Soundtrack to my Revolution (Iran Protest Anthem June 2009). Nominiert von Peter V. Brinkemper.

2. Dave Allen - Adam and Eve. Nominiert von Twister: "Weil Dave Allen so schön die Geschichte um Adam und Eva erklärt. Es klingt bei ihm wirklich absurd - da steht also eine Frau und quatscht mit einer Schlange. Ja, nee, is klar."

3. Bad Luck von Social Distortion, gespielt von Bruce Springsteen und der E-Street Band zu Beginn des Jahres in Los Angeles.´ Nominiert von Rudolf Maresch: "Es war, glaube ich, Jon Landau, der 1978, als er die E-Street Band im Londoner Hammersmith Odeon hat spielen sehen, gesagt haben soll: Hier habe er die Zukunft des Rock & Roll vor Augen gehabt. So emphatisch kann man heute gewiss nicht mehr formulieren. Trotzdem gibt es an und ab Erlebnisse, wo man sich an Jon Landaus Ausruf wiedererinnert. Bei Social Distortion, die gerade auf Deutschlandtournee waren, um ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum zu feiern, konnte, wer dabei war, es zumindest erspüren. Selten ist es einer Band gelungen, so viel Energieladung ins Publikum zu ballern. Dabei hat die Band, von der nur noch Mike Ness übrig geblieben ist, manchen Nackenschlag wegstecken müssen. Während er selbst Jahre lang dem Drogenkonsum verfallen war, sind zwei andere Bandmitglieder auf ebenso tragische wie mysteriöse Weise zu Tode gekommen. Auf diese Weise hat es die Band auf gerade mal sechs wunderbare Longplayer gebracht, der siebte ist gerade unterwegs. Das ist auch beim 'Boss' nicht unbemerkt geblieben. Mitte April dieses Jahres bat er Mike Ness in L.A. auf die Bühne, um zusammen mit dem Mann aus dem Orange County dessen Bad Luck zu intonieren."

4. Three Degrees - When I will see you again. Nominiert von Harald Zaun: "Ach, der Sound und Look der 70er Jahre ... unverwechselbar, unverkennbar und einfach nur schön. Wo sind sie geblieben, die guten alten Zeiten? Da könnte man glatttweg "temporäres" Heimweh bekommen, sofern es so etwas überhaupt gibt. Ich widme diesen Song meiner geliebten Freundin Monique, die ich derzeit tatsächlich etwas vermisse. Da passt der Song ja vom Titel .... Noch eine Info: Die Three Degrees waren prägend für den Phillysound, eine Stilvariante des Soul, aus dem sich später die Disco-Musik heraus kristallisiert haben soll. Aber hierüber lässt sich trefflich streiten."

5. David Bromberg - Fool for You (eine Ray Charles Nummer auf der Gitarre) und I'll Never Be Your Fool. Nominiert von Tom Appleton: "Einer meiner unschlagbaren Favoriten, David Bromberg, mit einer wunderschön langen Blues Tirade, die man ganz bis zum Schluss gehört haben muss. Und dann mit einem "Lehrstück", er spielt Ray Charles' "Fool for You" auf der Gitarre. Und das Schöne. Auf You Tube gibt es noch viele andere Kostbarkeiten von ihm."

6. Madness - That Close. Nominiert von Frank Magdans: "Man mag es kaum glauben, aber mit dem Song knüpfen die Briten auf ihrem neuen Album The Liberty of Norton Folgate ernsthaft an alte Tage an. Wie ihnen das gelingt? Mit einem mitreißenden Klavierspiel und der typischen Saxophonbegleitung, die mal markant ins Ohr dröhnt und mal unscheinbar dahinplätschert."

7. Suggs & Mike Barson - Night Boat To Cairo @ Bestival 2007. Nominiert von Hubert Erb: "Lustloser Auftritt des verfetteten Madness-Sängers in einer Art Kinderfaschings-Bierzelt. Kaum jemand brachte den Niedergang der Popmusik bisher beeindruckender zum Ausdruck."

8. Sparks - La Dolce Vita. Nominiert von Peter Mühlbauer: "Aus dem ersten Album mit Giorgio Moroder. Vorbildlich unaufdringlich vor allem Ron Mael, der hier die beste Bühnenshow nach Virginia O'Brien liefert."

9. Johnny Cash und Louis Armstrong - Blue Yodel No. 9. Nominiert von Claus Jahnel.

10. W.A.S.P. - Animal (Fuck like a Beast) Nominiert von Nico Nissen: "Weil sie es auf ihrem ansonsten sehr guten Gig in Balingen nicht gespielt haben - und weil mir der Text gefällt! ;-)"