US-Immobilienmarkt bricht ein

Die Lage für die Regionalbanken verschärft sich auch wegen steigender Kreditausfälle bei Gewerbeimmobilien weiter

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Von einer Erholung auf dem Immobilienmarkt in den USA fehlt weiter jede Spur. Nach dem Negativrekord für das Jahr 2009 ist die Zahl der Verkäufe neuer Häuser im Januar weiter eingebrochen. Nach Angaben des Commerce Department betrug der Rückgang zum Dezember sogar 11,2 %. Dabei hatten die Experten, anders als vom Handelsministerium nun ermittelt, durchschnittlich mit einer Zunahme der Verkäufe um 3,5 % auf annualisiert 353.000 gerechnet. Tatsächlich wurden nur 309.000 Häuser verkauft, im Dezember waren es noch 348.000. Somit lagen die Verkäufe im Januar 2010 noch deutlich unter dem Rekordtief von 329.000 im Januar 2009. Der Sektor, der als Auslöser der Finanzkrise gilt, stürzt also weiter ab.

Auch die Lage am Gewerbeimmobilienmarkt verschlechtert sich und das bedroht zahllose Regionalbanken. Die Ausfallrate von Immobilienkrediten, die von US-Banken gehalten werden, hat sich im vierten Quartal 2009 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. 3,8 % dieser Kredite konnten von den Schuldnern nicht bedient werden. Ein Jahr zuvor waren es noch 1,6 %. Nach Ansicht der von der Regierung eingerichteten Beratergremiums für den US-Kongress, dem Congressional Oversight Panel (COP), drohen für Gewerbeimmobilien Kredite in einer Höhe von 200 bis 300 Milliarden Dollar auszufallen. Nach Ansicht des COP sind etwa die Hälfte der Kredite längst "unter Wasser", weil die Kreditsumme schon jetzt höher ist als der derzeitige Wert der Immobilie. Da wird die Anschlussfinanzierung für viele Projekte schwierig. Bis 2014 werden schätzungsweise Kredite in einer Höhe von 1,4 Billionen Dollar benötigt.

Angesichts dieser Daten ist nicht verwunderlich, dass das Bankensterben munter weiter geht. Zum vergangenen Wochenende wurden erneut vier Institute von der US-Einlagensicherungsbehörde FDIC geschlossen. Insgesamt sind es 2010 schon 20 Banken, die in die Pleite abgeschmiert sind. Darunter befand sich auch die La-Jolla-Bank aus Kalifornien, die bisher größte Pleite 2010. Die Bank habe über Guthaben von rund 3,6 Milliarden US-Dollar verfügt und war regional wichtig bei Immobilienfinanzierungen. Sie stürzte über die Zahlungsausfälle ihrer Schuldner, da auch die Zahl der Zwangsvollstreckungen wegen der steigenden Arbeitslosigkeit weiter zunimmt.

Doch allein die Finanzierung von Gewerbeimmobilien wird nun zahllose Banken in Bedrängnis bringen. Die Spezialisten der COP rechnen vor, dass 40 % der 8000 US-Banken eine "riskante Konzentration" im Bereich Gewerbeimmobilien aufwiesen. Also darf man davon ausgehen, dass im laufenden Jahr wohl noch mehr Bankpleiten verzeichnet werden als im Vorjahr. Dabei waren es mit 140 kollabierten Instituten schon so viele Banken wie seit der Sparkassenkrise 1992 nicht mehr. 2008 waren es 25 und 2007 nur 3.

Noch dramatischer sähe es aus, wenn die Regierung die beiden großen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac nicht verstaatlicht hätte. Sie besitzen die oder garantieren für die Hälfte des privaten US-Hypothekenvolumens. Freddie Mac, der kleinere der beiden Institute, hat erneut im vierten Quartal einen Verlust von 7,8 Milliarden Dollar eingefahren. Der Nettoverlust bezifferte sich auf 6,5 Milliarden Dollar, das sind 1,1 Milliarden mehr als im Vorquartal. Im Gesamtjahr 2009 hat der mit Steuermitteln am Leben gehaltene Immobilienfinanzierer einen Verlust von 21,6 Milliarden Dollar gemacht.

Und auch bei den privaten Immobilien ist längst eine große Zahl der Kredite unter Wasser. Bei weiter fallenden Preisen werden es immer mehr. Am Donnerstag hat die "Federal Housing Finance Agency" ( FHFA) mitgeteilt, dass die Immobilienpreise im vergangenen Jahr um durchschnittlich 1,2 % gesunken seien. Den stärksten Preisverfall registrierte die Aufsichtsbehörde von Freddie Mac und Fannie Mae in Miami. Auf Jahressicht gaben die Preise dort im vierten Quartal um 12,9 % nach.

Dass sich die Lage insgesamt nicht aufhellt, haben die US-Verbraucher mehr als deutlich gemacht. Das US-Verbrauchervertrauen ist im Februar sogar drastisch gesunken ist. Das Forschungsinstitut "Conference Board" gab bekannt, dass der Index für das Verbrauchervertrauen auf 46,0 Punkte eingebrochen ist. Noch im Vormonat lag der Wert bei 56 Punkten. Hatten die Experten durchschnittlich mit 55 Punkten im Februar erwartet, sank der Wert also real auf den niedrigsten Stand seit 27 Jahren. Er dient zur Ermittlung der erwarteten Konsumausgaben in den USA, die etwa 70 % der Wirtschaftsleistung ausmachen.